[Ha, sonst war ich deine liebe, kleine]

[228] Ha, sonst war ich deine liebe, kleine,

Wunderschöne, prächt'ge Königin,

Doch wenn jetzt in Himmelsfreud' ich weine,

Wehmutsvollen Sinnes schmelze hin,


Dann da kommt der stolze Herr Gebieter,

Brummet, dass kein Reis gekochet ist,

Schilt und zürnt und schlägt und schreiet wieder:

»Essen will ich!« Wütrich, der du bist.


Ja, nur wenn den Leib du vollgeschlagen,

Kannst du lächeln mir und freundlich sein.

Nein, nicht kann ich länger sie ertragen

Solche Ehequal und Höllenpein.


Zum Gebet ein schmerzlich liebes Sehnen

Ziehet schmachtend durch mein armes Herz,

Und die ganze Nacht mit bittersüssen Thränen

Möcht' ich kühlen meinen heissen Schmerz


Doch dann kommt der Mensch und »geh' zu Bette!«

»Schlafenszeit ist's nun,« er unwirsch spricht,

Ha, jetzt wieder dort aus seinem Bette

Ruft er. Rufe nur, ich komme nicht.

Quelle:
Seidel, A. (Hg.): Anthologie aus der asiatischen Volkslitteratur. Weimar: Verlag von Emil Felber, 1898, S. 228.
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