[Teures Weib, noch schön wie immer]

[226] Teures Weib, noch schön wie immer

Legten sie dich in den Sarg;

Noch umleuchtet dich der Schimmer,

Der des Lebens Hülle barg.

Ewig werd' ich dein gedenken!

Ach, in fremder Erde hier

Müssen wir ins Grab dich senken,

Doch die Lieb' stirbt nicht mit dir.

Mit der Spiegel gold'nem Rande,

Mit den Tüchern buntgestickt,

Hätten in dem eig'nen Lande[226]

Wir dir deinen Sarg geschmückt:

Dort, mit Seid' und Sammt umwunden

Und mit edelem Gestein,

Hätten wir in weiten Runden

All geleitet dein Gebein.

Mit der Trommel dumpfem Tone

Hätten wir begleitet dich.

Auf der Elefanten Throne

Hätten wir geführet dich!

Hier sind wir in fremder Wilde,

Unsre Heimat ist nicht hier;

Zu der Seligen Gefilde

Möge leicht der Weg sein dir!

Quelle:
Seidel, A. (Hg.): Anthologie aus der asiatischen Volkslitteratur. Weimar: Verlag von Emil Felber, 1898, S. 226-227.
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