II.
Rätsel.[66] 41

1. Das Haus (die Jurte) ist kurz, das Vorhaus lang. – Die Elster.

2. Unten (liegend) ist es eine Semmel, auf steht es wie ein Schemel. – Der Hund.

3. Eine Semmel im Wasser. – Der Frosch.

4. Ein scheckiges Pferd zerschlägt einen gefrorenen Berg. – Die Elster pickt gefrorenen Dreck.

5. Es sieht (über) sieben Buchten. – (Ein eiserner[66] Haken oben an einer hohen Stange beim Fange der Seevögel.

6. In einer Ecke des wüsten Waldes, des öden Waldes ist ein Loch nach einem von einem alten Mann geschossenen Pfeil. – Die Öffnung des Lagers des Bären.

7. Der Vater spielt, die Kinder tanzen. – Der Wind weht.

8. Auf dem Dache der Jurte (liegt) ein von Bremsen durchlöchertes (grosses) Renntierfell. – Die Sterne.

9. Auf der Mitte eines heissen Meeres steigen kahlköpfige Leute auf. – Der Kessel kocht.

10. Ein nackter Mann, ohne Kleider, sein Hemd in seiner Brust. – Ein Licht.

11. Durch das Eisen wuchs eine Birke, auf dem Gipfel der Birke ist ein Adlernest. – Die Eishacke.

12. Ein Mann wandert, er schiesst hundert Pfeile. – Die Haare des Pelzes (aus Renntierfellen) fallen ab.

13. Ein in diesem Lande gehauener Span fällt in jenes Land, ein in jenem Lande gehauener Span fällt in dieses Land. – Ein Brief.

14. In dem wüsten, in dem öden Walde wandert ein Mann in Tuchhosen. – Der Bär (der Alte).

15. Während der Vater gewindelt wird, ging der Sohn zum Himmel. – Der Rauch aus dem Herd der Winterjurte.

16. Mitten in dem Ob (ist) ein krummer Lerchenbaum, eine krumme Fichte, sie singen (Lieder), sie erzählen (sich) Märchen. – Ein Fischfanggerät.

17. Ein aus jenem (fremden) Lande gekommener russischer Greis, ohne Boot, ohne Ruder geriet er in Not, auf seinem Bart ging er über den Ob. – Die Spinne.

18. Über sieben Buchten schreit ein weisser Kranich. – Die Glocke.

19. Durch ein durchlöchertes Eisen sprang ein Renntierochs. – Eine mit Sehnendraht versehene Nadel.[67]

20. Auf dem Standplatz eines guten Pferdes wurzelt nicht Gras, wurzelt nicht Strauch. – Die Feuerstelle.

21. Unter dem Wasser eine Reishütte. – Eine Fischreuse aus Ruten.

22. Eine von einer geschickten Frau aufgezogene Perlenschnur. – Ein Schwarm oder Zug Gänse.

23. Sieben Kisten mit einer (Mündung) Öffnung. – Die Flussmündung.

24. Zwischen zwei Häusern wird ein blutiger Fischbissen getragen. – Geklatsch.

25. Vier Weiber, sie haben ein Kopftuch übergehängt. – Der Tisch.

26. Ein gutes Pferd, es bringt die Nacht am Ende einer Schlingenleine (Arkan) zu. – Die Spindel am Ende des Fadens.

27. Ein Priester in der Mitte, an je beiden Seiten ein Mönch. – Der Herd (das Feuer und die russigen Seiten des Herdes).

28. Der Donner donnert, er wird mit dem einen eines Paares russischer Handschuhe geworfen, er schwieg still. – Ein Kind wird mit der Brust gestillt.

29. Ein aus jenem (fremden) Lande gekommener Russe, er liess sein Kreuz hier zurück. – Tritt oder Spur eines Kranichs.

30. Aus dem Vater wurde der Sohn geboren, aus dem Sohne wurde der Vater geboren. – Das Eis friert und schmilzt.

31. Es ist ohne Hand, ohne Fuss, klettert nach oben – Der Teig gährt.

32. Zu den beiden Seiten eines heissen Meeres sind ein russischer Hund und ein Schwein, wenn sie (auch) streben zusammen (zukommen) kommen sie (doch) nicht zusammen. – Die Öhre des Kessels.

33. In dem wüsten, in dem öden Walde wandert ein Mann in Hosen von Sämischleder. – Das Birkhuhn.[68]

34. In einer Ecke des wüsten, des öden Waldes steht ein rotbärtiger Mann. – Ein Stück Birkenschwamm.

35. Ein fettes (was ist fett?). – Die Erde.

36. Ein leichtes. – Der Verstand.

37. Ein süsses. – Der Schlaf.

38. Ein wohlschmeckendes. – Das Salz.

39. Ein Mann ohne Darm, ohne Harm, er wandert in Frauenland, in Herren land herum. – Der Stab.

40. Ein Mann ohne Darm, ohne Harm, zu Ende der Nacht will er heraus. – Heustöpsel, womit der Rauchfang der Winterjurte zugestopft wird.

41. Über den Ob hat man mit einem weissen Zwirn (einen weissen Zwirn) gezogen. – Spalte oder Ritz im Eise.

42. Auf dem Heft eines Messers liegt eine Stadt. – Eine mit Fingerringen versehene Hand.

43. In einer Ecke des wüsten, des öden Waldes weint eine mit rotem Kopftuch versehene Frau. – Ein Schwamm.

44. In einer finstern Jurte wälzt sich ein verfaulter Schuh. – Der Mondschein.

45. Ein Mann wandert, er wirft hundert Borte. – Hing des Stabes (mit welchem ein Schneeschlittschuhläufer versehen ist).

46. Ein Boot mit steinernem Segel fährt hin. – Der Nebel senkt sich.

47. Längs der Wiesenseite (des Ob) fährt eine Kriegerschar zu Schilf, längs der Bergseite wandert eine Kriegerschar zu Fuss. – Der Fisch steigt (im Flusse) auf, die. Blätter fallen ab.

48. Ein Tier, von zwanzig Mann eingesperrt. – Die Zunge und die Zähne.

49. Ein Mann wandert, er windet Strick auf. – Der Weg wird kürzer.

50. Ein aus jenem Lande gebrachtes Ding, ohne das lebt nicht der Russe, lebt nicht der Ostjake. – Das Salz.[69]

51. Ein Narr ohne Kopf, eine Narr ohne Füsse. – Die Unterhosen.

52. Mitten im Dorfe steht eine knotige Klette. – Die Kirche.

53. In einer Ecke des wüsten, des öden Waldes ist eine von Gott herabgelassene Reishütte. – Das Nest des. Eichhorns.

Quelle:
Seidel, A. (Hg.): Anthologie aus der asiatischen Volkslitteratur. Weimar: Verlag von Emil Felber, 1898, S. 66-70.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Knigge, Adolph Freiherr von

Über den Umgang mit Menschen

Über den Umgang mit Menschen

»Wenn die Regeln des Umgangs nicht bloß Vorschriften einer konventionellen Höflichkeit oder gar einer gefährlichen Politik sein sollen, so müssen sie auf die Lehren von den Pflichten gegründet sein, die wir allen Arten von Menschen schuldig sind, und wiederum von ihnen fordern können. – Das heißt: Ein System, dessen Grundpfeiler Moral und Weltklugheit sind, muss dabei zum Grunde liegen.« Adolph Freiherr von Knigge

276 Seiten, 9.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon