Meschref.

[90] Flammend lodert meine Seele,

Doch die Freundin kommt noch nicht.

Was ich zu der Freundin sage? –

Doch sie kommt noch immer nicht.


Ist mein Inneres von Liebe

Auch zu Asche ganz verbrannt,

Bleiben der Cypressengleichen

Sinne doch mir abgewandt.
[90]

Ihre Locke sah' im Traume

Ich, doch bin ich tief betrübt

Morgens; kann das Haar nicht lassen,

Das den Zauber ausgeübt.


Leila und Medschnun55 studieren

Jetzt bei mir der Liebe Kunst,

Doch die holde Theure spendet

Nimmermehr mir ihre Gunst.


Und es scheint des tollen Meschrefs

Leben nah' dem End' zu sein.

Sie, die ohne Scheu und flatternd

Sorglos lebt, gedenkt nicht mein. –

Quelle:
Seidel, A. (Hg.): Anthologie aus der asiatischen Volkslitteratur. Weimar: Verlag von Emil Felber, 1898, S. 90-91.
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