Die drei Gefährten.

[191] Einst waren drei Menschen Gefährten und machten sich auf den Weg, einer von ihnen war ein Mulla, der andere ein Redner und der dritte war ein Schütze. Auf dem Wege schoss der Schütze eine Gans. An einer Stelle machten sie Halt, machten ein Feuer an und brieten sie. Sie alle drei einigten sich und hielten das Taggebet. Nach dem Gebete setzten sich alle drei hin und unterhielten sich. Der Redner sprach: »Ei Gefährten, wir wollen uns alle drei hinlegen und schlafen, welcher von uns den besten Traum sieht, der möge diese Gans verzehren.« Der Schütze und der Mulla waren es zufrieden; sie legten sich alle drei und schliefen. Als der Schütze gesehen hatte, dass sie schliefen, stand er auf und ass die Gans auf, dann legte er sich wieder hin. Der Mulla und der Redner erwachten und weckten diesen, dann setzten sie sich alle drei hin. Der Redner sprach: »Was habt ihr für Träume gesehen?« Der Mulla sprach: »Du bist ein Redner, dein Traum wird der beste sein, da sage du zuerst, was du für einen Traum gesehen.« Der Redner sprach: »Ich wurde im Traume eine Taube und flog zum Himmel hinauf. Als ich in die erste Himmelsschicht gekommen, sah ich die Engel, als ich zur zweiten Himmelsschicht gekommen, habe ich die Seelen der verstorbenen Propheten gesehen.« Der Mulla sprach: »Da ich gesehen, dass ihr eine Taube geworden und davon geflogen wäret, verwandelte ich mich in einen Falken und verfolgte euch.« Der Schütze sprach: »Als ich gesehen hatte, dass ihr beide davongeflogen wäret,« so sagte ich: »Die kommen nicht wieder, die sind fortgeflogen,« stand auf und »habe die Gans ganz aufgegessen, nichts habe ich euch übrig gelassen, die Knochen habe ich in den Kessel gelegt.«[191] Als sie den Kessel nahmen und nachsahen, waren die Knochen der Gans im Kessel.114

Quelle:
Seidel, A. (Hg.): Anthologie aus der asiatischen Volkslitteratur. Weimar: Verlag von Emil Felber, 1898, S. 191-192.
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