Die Schneeweisse.

[193] Meine Apak (Schneeweisse) hat Augenbrauen wie die Federn,

Ungefähr fünfundzwanzig Jahre ist sie alt,

Schön wie der Vollmond ist sie,

Wo soll ich meine Apak sehen?

Oben auf der Treppe des Reichen

Will ich sie erschauen,

Kopftücher will ich ihr hinbringen.

Wenn sie dies nicht liebt,

Will ich ihr Saffian-Stiefeln

Und gelbe Galoschen bringen.

Neben dem Monde steht eine Wolke,

Der neue Geliebte macht den alten Geliebten vergessen.

Bis sie sich an den neuen Geliebten gewöhnt,

Lässt sie jenen Blut schlucken.

Der alte Geliebte ist wie ein Pferd beim Wettlauf.

Aus dem Wasser habe ich einen Weissfisch gefangen

Mit der Angel aus blauem Eisen.[193]

Meine Geliebte ist davongegangen

Mit dem Kalmücken, der die Sprache nicht kennt.

Beine Augenbrauen, o Apak, sind schwarz,

Deine Augen sind auch schwarz, o Apak,

Mit dir habe ich viel gesessen,

Ich bin dir der Bräutigam der Bräutigame,

Mein schönes Gesicht hast du welken gemacht.118

Quelle:
Seidel, A. (Hg.): Anthologie aus der asiatischen Volkslitteratur. Weimar: Verlag von Emil Felber, 1898, S. 193-194.
Lizenz:
Kategorien: