Anmerkungen.

[65] [Die Seitenzahlen beziehen sich auf den Erstdruck. M.H.]

Einleitung.

S. 1. Z. 1–5. Nâgârģuna. Stifter der Mahâjâna-Lehre und Oberhaupt des Systems der Madhjamikas im Buddhismus. Er heisst im Verhältniss zu Çâkjamuni dem Gründer des Buddhismus, der zweite Lehrer. Garbha (sanskr. Mutterleib, Leibesfrucht, Blumenkelch) wird den Namen beigefügt. S. Wassiljew, W., Der Buddhismus, seine Dogmen, Geschichte und Literatur. Aus dem Russischen übersetzt. 8°. St. Petersburg 1860. S. 294. Über das Leben des Nâgârģuna überhaupt Wassilj. S. 83. 219–221. 232–234.

Gefäss. Die ganze buddhistische Literatur wird in »drei Gefässe«, skr. »drei Körbe« (tripiṭaka) getheilt. Wassilj. S. 118.

Die Mittel-, Central-, Madhjamika-Lehre ist eben die durch Nâgârģuna begründete Schule im Buddhismus. Sie heisst die Lehre des »wahren, echten, genauen, geraden Sinnes« (skr. paramârtha) im Gegensatz zu der des »ungenauen, schrägen Sinnes« (skr. saṅvṛti), welcher Gegensatz das Streitobject der Madhjamikas und Jogâtschârjas bildet. Wassilj. S. 321–367. Unser Verfasser ist daher Anhänger der Madhjamikas. Er beginnt sein Werk mit der Anrufung des Stifters der Schule.

S. 1. Z. 14. Indiens Mittelreich = Magadha, von wo die Buddha-Lehre ausgieng.

S. 2. Z. 2 v.u. Bede wohl = Botha, Bothanga (alter Name Tibets). Vgl. übrigens Schmidt, I. J., Geschichte der Ostmongolen und ihres Fürstenhauses, verfasst von Ssanang Ssetsen u.s.w. 4°. St. Petersburg 1829. S. 415, 13.

S. 3. Z. 2 v.u. Siddhi-k ýr heisst der mit der Siddhi (skr. Vollkommenheit, Vollendung, übernatürliche Macht in Folge des Zaubers, magische Zauberkraft) begabte Todte, und entspricht dem skr. Vetâla. »Vetâlas sind vampirartige Gespenster, die von den Leichen der Verstorbenen sich nähren, auf den Leichenstätten ihr unheimliches Wesen treiben und namentlich in den Körpern der Hingerichteten ihre Wohnung aufschlagen 5 durch Zaubergewalt kann der Mensch sich einen Vetâla dienstbar machen, um schwierige, menschliche Kräfte übersteigende Abenteuer zu bestehen«. H. Brockhaus, Berichte über die Verhandl. d. königl. sächs. Ges. d. Wiss. zu Leipzig. Philol.-hist. Classe. 1853. S. 181. Vgl. über diese Vetâla-siddhi Wassilj. S. 214 f. und über die Siddhi überhaupt S. 209–218. Es gibt deren acht Arten, wovon an unserer Stelle zwei genannt werden: die Kunst Gold zu machen und eine lange Lebensdauer (hier 1000 Jahre). Das Zauberwesen wurde im Laufe der Zeit zu einer der Hauptentstellungen des Buddhismus.

S. 4. Z. 4. (Ģambudvîpa (skr. Insel des Ģambu, wo die Eugenia Jambu wächst) nach buddhistischer Kosmologie der mittelste von fünf Welttheilen, die als Inseln gedacht werden, vorzüglich Indien, dann das ganze bekannte Festland begreifend.

S. 4. Z. 18. 21. 24. lauter mystische Formeln.

[66] S. 4. Z. 27. Der »weisse« Mond ist der wachsende; die Axt hat also die Gestalt der Mondsichel.

S. 5. Z. 12 ff. Es spricht aus dem Todten natürlich der in ihm hausende Vetâla.


I. Erzählung.

S. 6. Z. 20. Die Himmelsgötter sind Übergangswesen von der Menschheit zur Buddha-Natur. Sie wohnen in den Götterhimmeln und gehören so gut wie die Menschen in die dritte oder unterste Welt. Der ätherische Leib auch der niedrigsten dieser Götter oder Genien widersteht dem Alter und der Auflösung weit länger als der menschliche; auch können sie andere Gestalten annehmen und sich unsichtbar machen, eine Gabe, die der Erdenbewohner selten erwirbt. Schott, W., Über den Buddhaismus in Hochasien und China. 4°. Berlin 1846. S. 5.

S. 7. Z. 2. s. die vorige Note.

S. 7. Z. 6 v.u. Garuḍa ist der indische Wundervogel, Fürst der Vögel, Träger Višnu's.


II. Erzählung.

S. 10. Z. 15. Drachenfrösche. Die Drachen, Schlangen, Schlangendämonen (skr. nâga, tibet. klu) spielen in der indischen Mythologie eine grosse Rolle. Sie gehören zu den göttlichen, Wunderkräfte besitzenden Thieren. Der Schlangenfürst ist Çêša.

S. 13. Z. 1. Balinge sind pyramidale Teigfiguren, die gewöhnlich beim Streuopfer angewendet werden.


III. Erzählung.

S. 19. Z. 10 v.u. Schimnu, Schumnu (= skr. Kâma oder Mâra) ist der buddhistische Teufel, der »Versucher«, das personificirte Böse. Er ist der Gott der Liebe, der Sünde und des Todes, der Fürst dieser Welt, d.i. der dritten, untersten Welt, der gesammten Welt des Verlangens, thronend im sechsten, obersten Himmel derselben, erhaben über alle Naturgötter. Sein Reich ist das der Sinnlichkeit. Die Schumnu verlocken und reizen, versuchen, verführen, um das Wesen in seinem Streben nach Vollkommenheit zu hindern; sie erscheinen bald in männlicher bald in weiblicher Hülle. Schmidt zu Ssanang Ssetsen S. 310, 45–312.

S. 20. Z. 6 v.u. Churmusta = Indra. Der Herrscher der niedern Götter, König der Erd- und Elementargeister. Sein Himmel ist der Sitz aller sinnlichen Freuden. »Indra wird oft von den Dämonen, die neidisch auf die Reize seines Paradieses sind, bekriegt; selbst in sinnliches Wohlleben verloren, kann er ihnen nur durch den kräftigen Arm eines irdischen Helden Widerstand leisten.« Brockhaus zu Somadeva Bhatta I. 213. Daher hilft ihm hier Massang gegen die Schimnus.

S. 21 unten. Entstehung des Siebengestirns nach buddhistischer Anschauung.


IV. Erzählung.

S. 24. Z. 24. Die Fünfzahl ist sehr häufig. Wassilj. S. 207. 212.

S. 24. Z. 25 ff. Baling = Teigfigur.

S. 26. Z. 16. 17. Bâkschasas (skr.) sind böse den Menschen feindliche Dämonen, lüstern nach ihrem Fleisch, Vampire, von scheusslichem Aussehen; sie können sich aber in reizende Gestalten verwandeln, um desto leichter zu berücken. Manggus ist der synonyme mongolische Ausdruck.


V. Erzählung.

[67] S. 32. Z. 19. Die ganze Lehre des Buddhismus beruht auf der Lehre von der Wiedergeburt. Jedes Wesen durchläuft eine unbegrenzte Zahl von irdischen Geburten, die je nach den Handlungen einer früheren Periode in höheren oder niederen Regionen erfolgen. Selbst die Götter sind diesem Geburtswechsel unterworfen, bis die höchste Stufe erreicht, bis das Wesen Buddha geworden, in den Nirvâna eingegangen ist.

S. 32. Z. 5 v.u. Drachenfürsten. S. zu S. 10. Z. 15.

S. 32. Z. 4 v.u. aus dem Tigerjahr. Die mongolische Zeitrechnung ist ein 60jähriger Cyclus, dessen einzelne Jahre nach 12 Thieren benannt werden mit Vorsetzung von 5 Stoffen (Holz, Feuer, Erde, Eisen, Wasser), von welch letztern jeder noch die zwei Prädicate männlich und weiblich vorgesetzt erhält. Durch diese Unterscheidung ist in einem 60jährigen Cyclus keine Verwechslung möglich. Der letzte Cyclus reichte von 1804–1863, der gegenwärtige von 1864–1923. Beispielsweise heissen die Jahre:


1864 männliches Holz-Mäusejahr.

1865 weibliches Holz-Rinderjahr.

1866 männliches Feuer-Tigerjahr.

1867 weibliches. Feuer-Hasenjahr.

1868 männliches Erde-Drachenjahr.

1869 weibliches Erde-Schlangenjahr.

1870 männliches Eisen-Pferdejahr.

1871 weibliches Eisen-Schaafjahr.

1872 männliches Wasser-Affenjahr.

1873 weibliches Wasser-Hühnerjahr.

1874 männliches Holz-Hundejahr.

1875 weibliches Holz-Schweinejahr.

1876 männliches Feuer-Mäusejahr.

1877 weibliches Feuer-Rinderjahr.

1878 männliches Erde-Tigerjahr.

1879 weibliches Erde-Hasenjahr.

1880 männliches Eisen-Drachenjahr.

1881 weibliches Eisen-Schlangenjahr u.s.w.


VII. Erzählung.

S. 42. Z. 13. Die zu Ehren der Götter aufgeworfenen Steinhügel (obō) entstehen, indem jeder Vorübergehende dem frommen Brauche gemäss einen oder mehrere Steine hinzufügt.


VIII. Erzählung.

S. 43. Z. 11 ff. Die Eigennamen sind hier bald kalmükisch, bald tibetisch, bald Sanskrit in gleicher Bedeutung. So ist kalmükisch Chamuk (chotolo) ssakiktschi = tib. Kun-tschong (all-schützend). Skr. Ânanda (Freude) = tib. Kun-ḏgah (all-erfreuend), Name des Malers und Holzkünstlers.

S. 43. Z. 15 ff. im Götterreiche wiedergeboren s. zu S. 32. Z. 19 und S. 6. Z. 20.


IX. Erzählung.

[68] S. 49. Z. 6. Diener des Höllenrichters (erlik), dieser selbst erlik chân = skr. Jama. Das Geschäft dieser Diener ist, die Seelen der belebten Wesen nach dem Tode derselben vor den Richterstuhl dieses Richters zu bringen, woselbst das zukünftige Schicksal dieser Seelen entschieden und ihnen nach Massgabe ihrer, im früheren Leben begangenen, guten oder bösen Thaten eine höhere oder niedere Wiedergeburt angewiesen wird. Schmidt zu Ssanang Ssetsen S. 417, 21.

S. 49. Z. 9. Maṇḍala (skr.) magischer Kreis, Zauberkreis, s. Wassilj. S. 202. 205. 212. 216.


XI. Erzählung.

S. 53. Z. 7. Chongschim Bôdhisattva. Bôdhisattva (skr. Bôdhi-Natur, dem die bôdhi, die höhere Erkenntniss, zur Natur geworden, der ganz in ihr lebt) ist der Name für diejenigen, die nur noch eine einzige Geburt zu bestehen haben, um als allerherrlichst vollendete Buddhas zu erscheinen: die Stufe, die dem Buddha vorhergeht. Chongschim (wahrscheinlich entstanden aus chines. Anmerkungen kuan-schí-in) Bôdhisattva = skr. Avalôkitêçvara, bei den Mongolen sonst auch Chutuktu nidüber üsektschi (der mit den heiligen Augen Schauende) genannt, ist der jetzige Stellvertreter Çâkjamuni's, der geistliche Schirmer und Patron der athmenden Wesen, der Lenker und Regierer der buddhistischen Kirche während der Dauer dieses Weltalters, insbesondere aber, wie die Lamaisten glauben, der Schutzheilige der nördlichen Länder, vor allen des finstern Schneereiches (Tibets), dessen Bekehrung sein Werk. Der jedesmalige Dalai-Lama ist stets eine Incarnation desselben. Schott, Buddhaismus S. 43 ff. 50. Köppen, C. F., Die Religion des Buddha und ihre Entstehung. 8°. Berlin 1857–1859. I. 312. II. 127 ff.

S. 53. Z. 23. Suvarṇadharî sanskr. goldhaltig, goldbesitzend.

S. 54. Z. 2. 7. Chutuktu, d.i. Heiliger, Gesegneter, Ehrwürdiger, ist die mongolische Bezeichnung der höheren Geistlichen überhaupt. Schott, Buddh. S. 36.


XIII. Erzählung.

S. 62. Z. 10. Drachenpalast = herrlicher, glänzender Palast.

S. 65. Z. 7 v.u. Ģambudvîpa s. zu S. 4. Z. 4. Der Sinn des Schlusses ist: Dadurch, dass du den Siddhi-k ýr getragen, hast du zwar deine Schuld gesühnt (S. 4. Z. 2–3); da du ihn aber doch nicht meinem Auftrage ganz entsprechend, nämlich ohne zu reden (S. 4. Z. 6 v.u.), gebracht hast, so hast du nichts zum Glück der Erdenbewohner beigetragen; ich kann das in Aussicht Gestellte (S. 4. Z. 3–5) nicht bewerkstelligen; du persönlich aber sollst dafür durch Überfluss an allen Glücksgütern belohnt sein.

Quelle:
Jülg, B[ernhard]: Kalmükische Märchen. Leipzig: F.A. Brockhaus, 1866, S. 65-69.
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