Die Bannung des bösen Geistes auf der Brücke von Tschitta durch Kouschi.

[318] In uralten Zeiten, sagt man, hauste auf der großen Brücke von Tschitta, über welche in der Nähe von Hamamatsu die große Heerstraße des Ostens führt, ein sehr böser Geist, der die Reisenden und die Dorfbewohner oft zu beängstigen und zu schädigen pflegte. Er wohnte in einer steinernen Säule, welche man jetzt noch zeigt, und pflegte dieselbe zur Nachtzeit zu verlassen, um seine Spukereien zu vollführen.

Einstmals nun, so erzählt die Sage, kam der berühmte chinesische Weltweise Confucius, den die Japaner Kouschi nennen, des Weges, und die Leute, die von seiner Heiligkeit und großen Macht über die Geister gehört hatten, beschworen ihn, den bösen Geist zu bannen, so daß er fortan seine steinerne Säule nicht verlassen könne. Confucius erklärte sich sofort bereit dazu; als ihm aber nun Räuchergefäße und andere ähnliche Vorrichtungen dargeboten wurden, da sagte er: »Ihr lieben Freunde, viel Ceremonien, wie ihr sie von mir erwartet, sind nicht vonnöthen; der Glaube ist es, der allmächtig ist, und durch ihn allein verrichte ich meine Wunder.« Mit diesen Worten nahm er einfach seinen Lendengürtel ab und band ihn um die Säule, und fortan blieb der Geist auf ewige Zeiten gebannt.

Quelle:
Brauns, David: Japanische Märchen und Sagen. Leipzig: Verlag von Wilhelm Friedrich, 1885, S. 318-319.
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