Die Salzpfannen von Schiogama.

[359] Unweit Sendai, im Norden der Insel Nippon, liegt ein Ort Schiogama, der diesen Namen von vier uralten großen eisernen Kesseln hat, in welchen Salz gesotten wurde. Von diesen Kesseln, welche ihres Zweckes halber Salzkessel oder Salzpfannen, Schiogama, genannt werden, erzählt man, daß der König des Meeres, der Herrscher im Palaste Riugu, der in den Tiefen des Oceans liegt, sie vor undenklicher Zeit den Schutzgöttern jener Gegend geschenkt habe. Früher seien es sieben gewesen, einst aber hätten Diebe drei davon gestohlen und in ein Boot geschleppt, um damit von dannen zu fahren. Der Meeresgott aber hatte Hundegebell in der Nähe der Salzpfannen gehört und war herbei geeilt. Er sah, wie die Räuber mit dem Boote von dannen fuhren und erregte, um sie zu strafen, augenblicklich einen heftigen Sturm, der das Boot umwarf. Die Räuber ertranken, die drei Salzpfannen versanken in die Tiefe und blieben daselbst. Seitdem aber hält man die vier noch übrigen Kessel in hohen Ehren; man hat sie außer Gebrauch gesetzt und bewahrt sie sorgsam auf geweihter Stätte, bei einem kleinen Tempel, wo sie auf Steinsockeln stehen und von den Gläubigen voll Andacht bewundert werden.

Quelle:
Brauns, David: Japanische Märchen und Sagen. Leipzig: Verlag von Wilhelm Friedrich, 1885, S. 359-360.
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