Der Brunnen der Jungfrau Lida bei Podmokl.

[37] An den Gränzen der Pürglitzer und Zbirower Herrschaft unter dem Berge Lipa ist gleichfalls ein Brunnen, der Lida genannt wird. Auch zu diesem Brunnen wallfahrten die Leute aus der Umgebung von Podmokl bei Tag und bei Nacht, um sich dort Heilung zu holen oder über ihre Zukunft zu loßen.[37] Die Kranken waschen ihre Glieder mit dem Wasser des Brunnens und hängen das Linnen, das sie dabei benützt, an einem Baume daneben auf. Dann verfertigen sie ein Kreuz aus Ebereschenholz und werfen es in den Brunnen, um zu erfahren, ob sie an dieser Krankheit sterben werden. Einst soll vom Zbirower Schlosse oder vom Sweteckaer Berge eine Ente bis in diesen Brunnen geschwommen sein.

Nicht weit von dem Brunnen bei der Mühle stand eine Linde mit einem Muttergottesbilde. Bei dieser Linde erschienen einem gewissen Jonat aus Podmokl um Mitternacht, da der Mond am hellsten schien, drei Schafe, welche Glöckchen am Halse trugen. Jonat suchte eins dieser Schafe zu fangen, erhielt aber plötzlich drei Schläge in den Rücken, daß er daran starb. Die ganze Gegend heißt das Feld bei der Lida und die Waldgegend daneben zum zerschlagenen Johann (u Zervaného Jana). Hier erschien den Pferdehirten um Mitternacht eine Ente. Als diese verschwand, wälzten sich feurige Fässer heran und es entstand ein solcher Wind, daß die Hirten erschreckt davonliefen und erst am andern Tage ihre Pferde im Walde zusammensuchten.

Das Dorf Podmokl ist außerdem durch den großen Schatz berühmt, der im J. 1771 hier gefunden wurde. In dem Bache, der bei Podmokl vorüber der Mies zueilt, fand ein armer Taglöhner aus dem Orte nach einem starken Regenwetter einige Goldmünzen, welche die Form einer Halbkugel hatten. Er hielt sie für Knöpfe und brachte sie seinen Kindern heim zum Spielen. Als seine Nachbaren das erfuhren, giengen sie auch hinaus und suchten nach solchen Knöpfen und da diese insbesondere nach einem heftigen Regengusse angetroffen wurden, so nannte man[38] sie Regenbogenschüßeln. In einer Zeit nun kam ein Jude in die Gegend; als der die Münzen bei den Kindern sah, erkannte er allsogleich, daß sie vom feinsten Gold seien und kaufte nun eifrig diese Regenbogenschüßeln zusammen. Hiedurch wurde die Sache ruchbar und gelangte auch zur Kenntniß des Fürsten von Fürstenberg, welcher weitere Nachforschungen anstellte. Da fand man denn unweit des Baches in der Erde einen kupfernen Kessel, der ganz mit solchen Goldstücken angefüllt war. Der Boden des Kessels war schon ganz von der Feuchtigkeit zerfressen. Im Laufe der Jahrhunderte hatte der Bach, wie das in Berggegenden häufig geschieht, seinen Lauf geändert und die Tagesgewässer hatten den Schatz nach und nach aus seiner langen unterirdischen Verborgenheit herausgespült. Dabei senkte sich der Kessel gegen die Bachseite hin, wodurch ein Theil der Münzen mitunter bis in den Bach verschüttet wurde. Dennoch enthielt der Kessel noch 80 Pfund Goldes und die Münzen hatten einen Goldwerth von 12.800 Ducaten. Gleich bei Podmokl erhebt sich auch ein künstlicher Hügel, Namens Homole, der zum großen Theil aus Asche besteht und entweder ein Opferplatz oder eine Stätte zur Verbrennung der Leichen gewesen sein muß, zumal ganz in der Nähe häufig Urnentheile und Knochen ausgegraben wurden. (Krolmus, II, 566. Kalina von Jäthenstein, Böhmens Opferplätze, S. 40.)

Quelle:
Grohmann, Josef Virgil: Sagen-Buch von Böhmen und Mähren. 1: Sagen aus Böhmen, Prag: Calve, 1863, S. 37-39.
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