Die Burgfrau von Schüttenhofen.

[71] Im Schlosse von Schüttenhofen wird jedesmal, so oft einer der Herren sterben soll, die kehrende Frau gesehen. Sie ist ganz weiß gekleidet, nur über ihrem Gesichte ist ein schwarzer Schleier. Die kehrende Frau soll die Ahnfrau des Geschlechtes gewesen sein. Sie war weit und breit wegen ihres Geizes berüchtigt und kein Bettler durfte sich an der Thüre des Schloßes zeigen. Einst aber pochte dennoch ein alter Bettler ans Thor. Darüber ergrimmte die Burgfrau dermaßen, daß sie einen Besen ergriff und nach dem Bettler schlug. In demselben Augenblick aber stürzte sie todt zu Boden. Sie muß nun so lange mit dem Besen kehren, bis der letzte Sprosse ihres Geschlechtes wird gestorben sein. (J. Winterberg aus Jungbunzlau.)

Quelle:
Grohmann, Josef Virgil: Sagen-Buch von Böhmen und Mähren. 1: Sagen aus Böhmen, Prag: Calve, 1863, S. 71-72.
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