Die drei Jungfrauen.

[88] Zu Duschnik, Drahelitz und Auhonitz sollen vor uralter Zeit drei sehr reine Jungfrauen an den Quellen gewohnt haben. Die eine hieß Swetice, und von ihr hat die Quelle Swetice auf der Wiese vor Duschnik den Namen; die andere hieß Ručka und hielt sich in Drahelitz auf, wo die Quelle Ručka entspringt;[88] die Dritte hieß Keltna, unterhalb Auhonitz, bei der Quelle Keltna, wo sich bis heute ein ungeheurer, in die Erde gegrabener Stein befindet. Zur Quelle Keltna wallfahrtet das Volk, um Heilung zu erlangen, indem der Kranke an der Quelle betet und seine kranken Glieder mit dem heilkräftigen Wasser benetzt. Auf jenem Stein läßt er ein Stückchen Leinwand zurück, die ihm beim Benetzen gedient hat. Auf dem Heimwege darf er aber nicht hinter sich blicken. Ein Bauer aus Auhonitz ackerte einmal neben der Quelle Keltna. Er hatte sich vorgenommen, nicht früher nach Hause zu gehn, als bis er das Feld zu Ende geackert hätte. Als es Mittag war, fütterte er bei der Quelle seine Ochsen und ruhte aus. Da kam aus der Quelle die Jungfrau Keltna, weiß angekleidet und gebot dem Bauer, die Ochsen heimzuführen. Der Bauer kehrte sich aber nicht daran. Die Jungfrau verschwand; als aber der Bauer wieder anfangen wollte zu ackern, entstand plötzlich ein Wirbelwind, hob ihn in die Luft und schleuderte ihn bis zur Quelle Swetice, die Ochsen aber bis ins Gehöfte, wo der Bauer wohnte.

Bei der Quelle Swetice soll ein Kreuz von Eichenholz aus der Erde gewachsen sein. Zu diesem giengen die Leute und beteten. In trockenen Jahren kommen die Mädchen aus den drei Orten bei diesem Brunnen zusammen, um zu beten und die Brunnen zu reinigen. Bei der Reinigung wird kein Mann und keine gefallene Person geduldet. In Folge dessen hatte diese Gegend selbst in trockenen Jahren einen Reichthum an Wasser. (Krolmus, II, 79.)

Quelle:
Grohmann, Josef Virgil: Sagen-Buch von Böhmen und Mähren. 1: Sagen aus Böhmen, Prag: Calve, 1863, S. 88-89.
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