5. Die Tabakprise

[15] Wie viele andere, schnupfte auch einst eine Frau. Eines Tages begab sie sich in den Tabakverschleiss und verlangte um zwei Sous Schnupftabak. Der Verkäufer antwortete ihr aber: »Ich habe keinen mehr.« – »Gar nichts mehr?« frug sie. – »Nein,« war seine Antwort. – »Dann seid so gut und lasst mich wenigstens zur Tabaksbüchse riechen,« bat sie. – »Sehr gerne, wenn ihr mir versprecht, mir fünf Pfund Werg zu spinnen.« – »Das tue ich schon,« war ihre Antwort. Nachdem sie zur Tabaksbüchse gerochen hatte, entfernte sie sich mit dem Werg.

Am Wege begegnete ihr eine andere Frau, die sich aus dem gleichen Geschäft ebenfalls Schnupftabak holen wollte. Dieser berichtete sie, was ihr zugestossen sei. »Dann bitte ich dich,« sprach die zweite, »dass du mich zu deiner Nase riechen lässt, wofür ich deine Arbeit übernehmen will.« Der Vorschlag wurde angenommen und die Zweite hatte für das Vergnügen die Nase der Ersten beriechen zu dürfen, fünf Pfund Werg zu spinnen.


(Pays basque.)

Quelle:
Blümml, Emil Karl: Schnurren und Schwänke des französischen Bauernvolkes. Leipzig: Deutsche Verlagsaktiengesellschaft, 1906, S. 15-16.
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