[227] 34. Von Quaddaruni und seiner Schwester.

Es waren einmal zwei Schwestern, die eine war reich, die andre arm. Die Reiche hatte eine Tochter, die war häßlich und unfreundlich, die Arme aber hatte zwei Kinder, einen Sohn, der hieß Quaddaruni,[227] und eine Tochter, die war schöner als der Mond und die Sonne. Die Arme ging jeden Morgen zu ihrer reichen Schwester, half ihr waschen, kochen und nähen, und dafür gab ihr die Reiche, was von ihrem Essen übrig blieb, das brachte sie ihren Kindern, und ernährte sie auf diese Weise kümmerlich.

Eines Tages aber war sie unwohl und konnte nicht zu ihrer Schwester gehen; da kam diese um zu sehen, wie es ihr gehe, und sah bei dieser Gelegenheit auch ihre wunderschöne Nichte. »Was gibst du deiner Tochter zu essen?« frug sie ihre Schwester. »Was sollte ich ihr geben? Ich habe ja nichts, als was du mir zukommen lässest,« antwortete die Arme. Die Reiche aber ging nach Hause, und ihr Herz war voll Neid, daß ihre Nichte so schön war, und ihre eigene Tochter so häßlich. Da nun die Arme wieder kam, um zu dienen, gab sie ihr nicht einmal das wenige Essen, sondern nur einige Brödchen, wie man sie für die Hunde bäckt. Die Tochter der Armen gedieh aber dennoch trotz der schlechten Kost, und wurde mit jedem Tage schöner.

Nun geschah es eines Tages, daß die Arme wieder unwohl war, und an heftigem Durst litt. Da rief sie ihren Sohn Quaddaruni und sprach: »Lieber Sohn, gehe doch zum Brunnen, und hole mir einen Krug Wasser; ich bin so durstig.« »Ich kann jetzt nicht gehen,« antwortete er, »O, Mutter,« sprach die Tochter, »ich will schon gehen, und euch im Augenblick das Wasser bringen.« »Nein, nein, Kind,« sprach die Mutter, »wie könntest du allein an den Brunnen gehen!« »Laßt mich nur gehen, liebe Mutter, es wird mir niemand etwas zu Leid thun,« sprach die Schöne, nahm den Krug, und ging zum Brunnen. Als sie nun den Krug gefüllt hatte, und nach Hause gehen wollte, begegneten ihr sieben junge Männer, die sprachen: »Schönes Mädchen, gib uns doch zu trinken.« Da reichte sie ihnen den Krug, sittsam, mit niedergeschlagenen Augen, und so viel sie auch trinken mochten, der Krug wurde nicht leer, denn es waren sieben Zauberer1.[228]

Als sie ihren Durst gelöscht hatten, gaben sie ihr dankend den Krug zurück, und schauten ihr nach, wie sie so sittsam einher ging. Da sprach der Eine: »Wollen wir nicht jeder diesem freundlichen Mädchen etwas schenken? Ich schenke ihr, daß sie mit jedem Tage schöner werde.« »Und ich schenke ihr, daß ihr bei jedem Wort, das sie spricht, eine duftende Rose aus dem Mund falle,« sprach der Zweite. »Und ich schenke ihr, daß ihr beim Kämmen Perlen und Edelsteine aus dem Haar fallen,« rief der Dritte. »Und ich, daß sie einen großen König heirathe,« der Vierte. Kurz, jeder schenkte ihr eine Gabe.

Als sie nun nach Hause kam, sprach sie zur Mutter: »Hier, liebe Mutter, bringe ich euch frisches Wasser,« alsobald lagen einige Rosen am Boden, die dufteten so lieblich, daß sie das ganze Haus mit ihrem Wohlgeruch erfüllten. »Kind, was ist mit dir vorgegangen?« rief die Mutter ganz erstaunt. Da erzählte sie, wie sieben junge Männer sie um einen Trunk Wasser gebeten hätten, und wie der Krug doch nicht leer geworden sei; und bei jedem Wort, das sie sprach, fiel eine Rose von ihren Lippen. Als sie dann den Kamm nahm, um ihre schönen Flechten zu kämmen, fielen Perlen und Edelsteine heraus, daß es eine Pracht war. »Nun ist allem Mangel abgeholfen,« sprach die Mutter, »und nun gehe ich auch nicht mehr zu meiner reichen Schwester.«

Als nun die Reiche ihre arme Schwester nicht mehr erscheinen sah, ging sie eines Tages zu ihr und frug sie, warum sie nicht mehr komme. »Ich habe es nicht mehr nöthig,« sprach die Schwester. Da trat auch die schöne Tochter herein, und war noch viel schöner geworden, und bei jedem Worte, das sie sprach, fiel ihr eine duftende Rose aus dem Mund. »Wie ist denn meine Nichte so umgewandelt worden?« frug die Reiche. Da erzählte ihre Schwester, wie sie einst an den Brunnen gegangen wäre, und da würden ihr die sieben Zauberer wohl diese Zaubergaben geschenkt haben2. »O,« dachte die Reiche, »jetzt schicke ich meine Tochter auch zum Brunnen,« lief nach Hause, und sprach zu ihrer Tochter: »Liebes Kind,[229] geh doch zum Brunnen, und hole mir einen Krug Wasser, ich bin so durstig.« »Holt ihn euch selber,« antwortete unfreundlich die Tochter, die Mutter aber bat und schmeichelte so lange, bis sie endlich brummend den Krug nahm und zum Brunnen ging. »Wenn dich jemand um einen Trunk Wasser bittet, so sei ja recht freundlich,« rief ihr die Mutter nach, sie aber ging fort, ohne auf die Worte ihrer Mutter zu achten.

Als sie nun am Brunnen den Krug gefüllt hatte, und zu ihrer Mutter zurückkehren wollte, begegneten ihr die sieben jungen Männer, und baten sie um einen Trunk Wasser. Sie aber antwortete: »Dort ist ein ganzer Brunnen voll Wasser, holt es euch selber.« Da schauten ihr die sieben Zauberer nach, und der Erste sprach: »Nun wollen wir auch dieser etwas schenken. Ich schenke ihr, daß sie mit jedem Tage häßlicher werde.« »Und ich schenke ihr, daß ihr bei jedem Wort, das sie spricht, Koth aus dem Mund falle,« sprach der Zweite. »Und ich schenke ihr, daß ihr beim Kämmen Skorpionen, Käfer und Schlangen aus dem Haar fallen,« rief der Dritte. »Und ich, daß sie einäugig werde,« der Vierte. »Und ich, daß sie einen Buckel bekomme,« der Fünfte. Kurz, jeder wünschte ihr ein Gebrechen an.

Als sie nun nach Hause kam, war sie so häßlich, bucklig und einäugig, daß die Mutter bei ihrem Anblick erschrak. »Da ist das Wasser,« sprach sie, und alsobald fiel ihr Koth aus dem Mund. Und als sie sich kämmen wollte, fielen ihr Skorpionen, Käfer und Schlangen aus dem Haar. Die Mutter raufte sich die Haare aus, und war ganz verzweifelt, aber es half nichts, und ihre Tochter wurde mit jedem Tage häßlicher. Ihre Cousine dagegen wurde mit jedem Tage schöner, und weil ihr bei jedem Worte, das sie sprach, eine Rose aus dem Munde fiel, so nannten sie alle Leute: Die Schöne mit den schönen Blumen3. Die Rosen aber waren so schön, und dufteten so lieblich, daß selbst der König keine so schönen hatte; deßhalb sammelte Quaddaruni die Rosen, band sie zu Sträußen, und trug sie in die Stadt zum Verkauf. Eines Tages nun[230] ging er am königlichen Palast vorbei, als eben der König am Balkon stand. Als der die Rosen sah, rief er den Quaddaruni zu sich herauf, und kaufte sie ihm alle ab. »Wo hast du die schönen Rosen her?« frug er ihn. »Ich habe einen Rosenstock zu Haus, der trägt sie mir,« antwortete Quaddaruni. »Bringe mir morgen den Rosenstock her,« befahl der König, »ich gebe dir dafür, was du willst.« »Ach, königliche Majestät,« sagte Quaddaruni ganz erschrocken, »den Rosenstock kann ich euch nicht bringen, der ist mir für Alles in der Welt nicht feil.« »Wenn du mir den Rosenstock nicht bringst, so laß ich dir den Kopf abhauen,« rief der König. Da fiel ihm Quaddaruni zu Füßen, und sprach: »Ach, königliche Majestät, so muß ich euch denn die Wahrheit bekennen. Ich ziehe diese Rosen nicht auf einem Rosenstock, sondern ich habe eine Schwester zu Hause, die ist schöner als die Sonne, und bei jedem Wort, das sie spricht, fällt ihr eine Rose aus dem Mund.« Als der König das hörte, rief er: »Bringe mir deine Schwester her, und wenn sie wirklich so schon ist, so schwöre ich dir, daß ich sie zu meiner Gemahlin machen will.« Da machte sich Quaddaruni auf, und kehrte zu seiner Mutter und Schwester zurück, und rief: »Denke dir nur, liebe Schwester, der König will dich sehen, und hat mir geschworen, dich zu seiner Gemahlin zu machen! Mache dich bereit, denn morgen mußt du mit mir an den Hof gehen.« Da die Mutter das hörte, ward sie sehr erfreut, und sprach: »Ja, mein lieber Sohn, nimm morgen ein kleines Boot, damit deine Schwester ja nicht zu sehr ermüdet am Schlosse ankommt, und wenn sie der König wirklich zu seiner Gemahlin wählt, so lasset es mich wissen, daß ich auch zur Stadt komme.« Also bereitete sie das hübscheste Kleidchen, das ihre Tochter besaß, und am nächsten Morgen sollten die Geschwister zur Stadt fahren. Am Abend aber kam von ungefähr die reiche Schwester zum Besuch, und da sie hörte, daß die Beiden an den Hof gehen sollten, so sprach sie: »Liebe Nichte, thu mir doch den Gefallen, und nimm auch meine Tochter mit; vielleicht nimmt der König sie in seinen Dienst.« »Was? Diese da?« rief Quaddaruni, »die wollen wir nicht mitnehmen, die ist viel zu häßlich.« »Mein Sohn,« verwies ihn seine Mutter, »sprich[231] nicht so. Was kann das arme Mädchen dafür, daß sie so häßlich ist? Nimm deine arme Base nur mit.« »Aber es können nur zwei in dem Boote fahren,« sagte Quaddaruni. »So laß die beiden Mädchen fahren, und gehe du zu Fuß,« antwortete die Mutter. Und so thaten sie. Die Schöne und ihre Cousine fuhren in dem Boot, und Quaddaruni ging dem Meeresstrand entlang. Als sie nun eine Weile gefahren waren, rief er seiner Schwester zu:


»Schwester von den schönen Blumen,

Lege dies weiße Tuch an;

Bedecke dich, denn die Sonne scheint,

Sonst kannst du nicht übers Meer fahren.«4


Weil sie aber entfernt von einander waren, so konnte seine Schwester nicht wohl hören, was er sagte, und frug ihre Base: »Was sagt mein Bruder?« »Er sagt, du sollest deinen Schleier abthun, und ihn mir geben,« antwortete das falsche Mädchen. Da nahm die Schöne ihren Schleier ab, und gab ihn ihrer Base. Nach einer Weile rief Quaddaruni wieder:


»Schwester von den schönen Blumen,

Lege dies weiße Tuch an;

Bedecke dich, denn die Sonne scheint,

Sonst kannst du nicht übers Meer fahren.«


»Was sagt mein Bruder?« frug die Schöne. »Er sagt, du sollest dein Kleid abthun, und es mir geben,« sprach die Base. Wieder nach einer Weile rief Quaddaruni:


»Schwester von den schönen Blumen,

Lege dies weiße Tuch an;

Bedecke dich, denn die Sonne scheint,

Sonst kannst du nicht übers Meer fahren.«
[232]

»Was sagt mein Bruder?« frug die Schwester. »Er sagt, du solltest einmal ins Meer hineinschauen.« Da die Schöne sich nun über den Rand des Bootes beugte, stieß sie die falsche Base ins Meer, daß sie gleich untersank. Das häßliche Mädchen aber legte das Kleid der Schönen an, und bedeckte ihr Gesicht mit dem Schleier.

Als sie nun im Hafen ankamen, eilte Quaddaruni herbei, und meinte, es sei seine Schwester, und frug nach der Base. »Die ist ins Wasser gefallen, und wahrscheinlich gestorben,« antwortete die falsche Schöne. Da kamen sie vor den König, und Quaddaruni sprach: »Königliche Majestät, hier ist meine schöne Schwester.« Als aber der König ihren Schleier aufhob, sah er das häßliche Gesicht, und gerieth in einen großen Zorn, und wollte dem Quaddaruni den Kopf abhauen lassen. Der arme Junge aber fiel ihm zu Füßen und rief: »Königliche Majestät, das ist ja meine Schwester nicht, das ist meine häßliche Base, die hat gewiß meine arme Schwester ins Meer geworfen, und mich und uns alle betrogen.« Da befahl der König, daß man das häßliche Mädchen in ein Zimmer sperren sollte, bei Wasser und Brod, dem Quaddaruni aber gebot er dazubleiben, und ihm seine Enten und Gänse zu hüten.

Da trieb der arme Quaddaruni seine Enten und Gänse traurig an den Meeresstrand, und fing an zu weinen: »O, meine Schwester, meine liebe Schwester, nun bist du todt, was soll ich unserer armen Mutter sagen!« Auf einmal rauschten die Wellen, und seine Schwester erhob sich aus dem Wasser; die war noch viel schöner geworden, und sprach: »Lieber Bruder, weine nicht; ich bin nicht gestorben, sondern die Sirene des Meeres hat mich gefangen genommen, und hält mich an einer goldnen Kette fest. Sie hat mir aber erlaubt, ein wenig zu dir zu kommen.« Da war Quaddaruni hoch erfreut, und umarmte seine Schwester. »Ach,« sagte er dann, »ich kann nicht hier bleiben, sondern ich muß die Gänse und Enten auf die Weide treiben.« »Sei nur unbesorgt,« sagte sie, schüttelte ihre schönen Flechten, da fiel Gerste und Korn heraus, und die Thiere fraßen, bis sie satt waren. Der Bruder und die Schwester aber sprachen miteinander, bis die Sirene an der goldnen Kette zog, und die[233] Schöne von den schönen Blumen in den Grund des Meeres zog. Da trieb Quaddaruni die Enten und Gänse zusammen, und als er mit ihnen ins Schloß kam, fingen sie an zu schnattern:


»Qua, qua, qua,

Wir kommen vom Meere fern,

Es gab uns Korn und Gerstenkern

Quaddaruni's Schwesterlein,

Die schöner ist als Sonnenschein.«5


Das hörten die Diener und verwunderten sich darüber, aber sie sagten nichts. Den nächsten Morgen trieb Quaddaruni die Thiere wieder zum Meeresstrand, und da er seine Schwester rief, erhob sie sich sogleich aus dem Wasser, und schüttelte ihre schönen Flechten, daß Korn und Gerste herausfiel und sich die Thiere satt fressen konnten. Dann unterhielt sie sich mit Quaddaruni, bis die Sirene sie an der goldnen Kette hinunterzog. Als aber die Gänse und Enten in ihren Stall zurückkehrten, fingen sie wieder an:


»Qua, qua, qua,

Wir kommen vom Meere fern,

Es gab uns Korn und Gerstenkern,

Quaddaruni's Schwesterlein,

Die schöner ist als Sonnenschein.«


So ging es mehrere Tage, bis es die Diener endlich dem König hinterbrachten. Der ließ den Quaddaruni vor sich kommen, und frug ihn, wohin er die Thiere treibe, und Quaddaruni erzählte ihm Alles. »Nun, wenn dem so ist, rief der König, so frage deine Schwester, auf welche Weise sie erlöst werden könne, so wollen wir sie erlösen.« Da ging Quaddaruni wieder zum Meeresstrand, und rief seine Schwester,[234] und als sie kam, frug er sie, wie er sie wohl erlösen könne. »Da muß ich die Sirene fragen,« antwortete die Schöne, »komme aber morgen wieder, so will ich dir die Antwort sagen.«

So kehrte sie denn auf den Grund des Meeres zurück, und trat zur Sirene, und sprach mit schmeichelnden Worten: »Liebe Mutter, es ist mir heute ein Gedanke gekommen. Es ist gar nicht, daß ich es wünsche, aber nur des Gespräches halber möchte ich eine Frage an euch richten, und möchte doch auch wieder nicht.« »Nun, sprich nur,« antwortete die Sirene. »Ihr müßt aber wirklich nicht glauben, daß ich gerne fort will,« sprach die Schöne, »es ist nur, um über etwas zu sprechen. Wenn mich einer von euch fortnehmen wollte, was müßte er thun?« »Ja, Kind,« sagte die Sirene, »wenn ich dir das aber sage, so wirst du mich verlassen.« »Warum sollte ich euch verlassen?« sprach das Mädchen, »ich habe es ja gut bei euch und ihr habt mich lieb.« »Nun denn, Kind,« antwortete die Sirene, »wer dich befreien wollte, müßte sieben schneidende Schwerter haben, sieben laufende Pferde und eine eiserne Keule6. Dann müßte er die goldne Kette auf die eiserne Keule legen, sie mit den sieben Schwertern durchhauen, und dann die sieben Pferde an einen Wagen spannen, der dich pfeilschnell entführen müßte.« »Ach, laßt es gut sein, Mutter,« rief die listige Schöne, »ich will nichts mehr hören. Ich mag gar nicht daran denken, euch zu verlassen.« Den nächsten Morgen aber, als sie die Stimme des Bruders hörte, stieg sie zum Meeresstand empor, und wiederholte ihm Alles, was die Sirene gesagt hatte, und Quaddaruni ging hin, und hinterbrachte es dem König. Der sprach: »Morgen wollen wir deine Schwester erlösen. Gleich will ich Alles in Bereitschaft setzen.«

Am andern Tage fuhren der König und Quaddaruni mit einigen Dienern an den Meeresstrand, und nahmen die sieben Schwerter, sieben Pferde und eine eiserne Keule mit. Dann rief Quaddaruni seine Schwester, und als sie sich aus dem Meere erhob, war sie so schön, daß der[235] König kein Auge von ihr verwenden konnte. Die Diener aber legten schnell die goldne Kette auf die Keule, und fingen an, sie mit den Schwertern zu zerhauen; sobald eines zerbrach, nahmen sie ein andres. Endlich mit dem siebenten Schwert konnten sie die Kette vollends durchschneiden, und in demselben Augenblick zog die Sirene die Kette in den Meeresgrund hinab. Als sie nun sah, daß ihre Gefangene ihr geraubt worden war, stieg sie gleich zum Meeresstrand empor, aber der König hatte die Schöne schon in den Wagen gehoben, und die sieben Pferde trugen sie alle zusammen pfeilschnell davon, daß die Sirene sie nicht einholen konnte.

Der König aber veranstaltete drei Tage lang Festlichkeiten, und ließ auch die Mutter der schönen Braut kommen, und dann feierten sie eine glänzende Hochzeit. Die falsche Braut aber ließ er in Stücke zerschneiden, und in einem Faß einsalzen, und den Kopf ließ er zu oberst hinlegen. Dann schickte er das Faß zu der Mutter des Mädchens mit dem Bescheid, ihre Tochter, die junge Königin, schicke ihr diesen schönen Thunfisch. Als nun die Mutter das Faß erhielt, war sie hoch erfreut, und ließ es gleich aufschlagen, als sie aber den Kopf ihrer Tochter erblickte, erschrak sie so heftig, daß sie todt hinsank. Der König aber und die Königin lebten glücklich und zufrieden, und wir sind leer ausgegangen.

1

Fati masculi.

2

La pottiru infatare.

3

A bedda ddi beddi sciuri.

4

»Soru ddi beddi sciuri,

Mettiti stu jancu muccaturi,

Cuvertiti chi c'è lu suli,

Si nò tu non puoi navigà.«

5

»Qua, qua, qua,

Di la marina semu vinuti,

E la soru di Quaddaruni,

Chi è chiù bella di lu suli,

Granu e oriu n'ha datu a mancià.«

6

Mazza.

Quelle:
Gonzenbach, Laura: Sicilianische Märchen. Leipzig: Engelmann 1870, S. CCXXVII227-CCXXXVI236.
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