[261] 38. Von der Betta Pilusa.

Es war einmal ein reicher Mann, der hatte eine gute, fromme Frau und eine einzige Tochter, die war wunderschön. Da geschah es, daß die arme Frau schwer erkrankte und zum Sterben kam. Da ließ sie ihren Mann rufen, und sprach: »Lieber Mann, ich muß nun sterben,[261] dir empfehle ich mein liebes Kind an. Versprich mir aber, daß du nicht eher wieder heirathen willst, als bis Eine kommt, die diesen Ring tragen kann.« Damit zeigte sie ihm einen Ring, den sie zu ihren andern Schmucksachen legte, und starb. Die Tochter wurde nun von Tag zu Tag schöner. Da fiel es ihr eines Tages ein, sie wolle einmal die Schmucksachen anschauen, die ihrer Mutter gehört hatten, und als sie das Kästchen aufmachte, sah sie den Ring, den die Mutter auf dem Todtenbette ihrem Mann gezeigt hatte, und probirte ihn an. Und siehe da, der Ring glitt ganz leicht an den Finger, als sie ihn aber abziehen wollte, konnte sie ihn nicht wieder abbekommen. Nun wurde sie bange, und dachte: »Was wird der Vater sagen!« Und damit er es nicht sehen sollte, wickelte sie ein Läppchen um den Finger. Als nun der Vater den Lappen um den Finger sah, und frug, warum sie den Finger umwickelt habe, antwortete sie: »Es ist nichts, lieber Vater, ich habe mich nur in den Finger geschnitten.« »Laß mich einmal sehen,« sprach der Vater. Sie wollte nicht, aber der Vater wurde zornig, und riß ihr das Läppchen ab. Da sah er den Ring und rief: »Du trägst den Ring und du sollst meine Frau sein.« Das Mädchen erschrak sehr, und sprach: »Ach, lieber Vater, wie könnt ihr mir eine solche Sünde vorschlagen?« Er hörte aber nicht auf sie, sondern wiederholte nur: »Du sollst meine Frau werden.« »So laßt mich wenigstens erst zu meinem Beichtvater gehen,« sprach sie. Da ging sie zu ihrem Beichtvater, und fing an zu weinen, und erzählte ihm, welches Verlangen ihr Vater an sie stelle. Der Beichtvater war sehr erschrocken, und sprach: »Wir müssen ihn hinhalten, bis er wieder zu Verstande kommt. Verlange von ihm ein Kleid, das eine Farbe habe, wie der Himmel, und darauf Sonne, Mond und alle Sterne. Dann wollest du seine Frau werden.« Das arme Mädchen ging zum Vater und sprach: »Vater, wenn ihr mir ein Kleid bringt, das die Farben des Himmels hat, und auf welchem die Sonne, der Mond und alle Sterne zu sehen sind, so will ich eure Frau werden.« Der Vater ging hin, und suchte das Kleid, aber so sehr er in allen Läden darnach frug, ein solches Kleid war nirgend zu finden.[262]

Ganz mißmuthig ging er auf das Feld, und dachte nur darüber nach, wie er das Kleid wohl bekommen solle. Da gesellte sich ein feiner Herr zu ihm, und frug ihn, warum er den Kopf so hängen lasse. Da erzählte er ihm seinen Kummer. »O,« sprach der Herr, »wenn es weiter nichts ist, das will ich dir schon verschaffen; warte nur hier auf mich.« Da ging er fort, und nach einem Weilchen kam er wieder, und brachte ihm das Kleid mit. Der fremde Herr aber war der Teufel, der den Mann dazu verführte, die Sünde zu begehen. Nun kam der Mann zu seiner Tochter, und brachte ihr das Kleid. Das Mädchen erschrak, aber es sagte nur: »Lieber Vater, ich muß noch einmal zu meinem Beichtvater gehen.« Da ging sie hin, und sprach: »Ach, Vater, ich habe das Kleid bekommen, nun will mich mein Vater heirathen.« Der Beichtvater sagte: »Verlange wieder ein Kleid von ihm, das die Farbe des Meeres habe, und worauf alle Thiere und Pflanzen des Meeres zu sehen seien.« Da ging sie hin, und bat ihren Vater um ein solches Kleid. Der Vater suchte das Kleid in allen Läden, und da er es nirgends finden konnte, so ging er an den Ort, wo ihm der Böse begegnet war. Auch diesesmal fand er ihn dort, und als er ihm seinen Wunsch vorgetragen, brachte ihm der Teufel das Kleid, das hatte die Farbe des Meeres, und darauf waren alle Thiere und Pflanzen des Meeres zu sehen.

Als er es nun seiner Tochter brachte, sprach sie wieder: »Lieber Vater, laßt mich nur erst zur Beichte gehen.« Da frug sie den Beichtvater um Rath, und der sagte ihr, sie solle von ihrem Vater ein Kleid verlangen, das die Farbe der Erde habe, und auf welchem alle Thiere und Blumen der Erde zu sehen seien. Das that sie, aber der Vater ging geraden Weges zum Teufel und ließ sich auch dieses Kleid geben.

Nun wußte das arme Mädchen nicht mehr, was sie thun sollte, kam zum Beichtvater und klagte ihm, wie alles vergebens sei. Da sagte der Beichtvater: »Verlange von deinem Vater ein Kleid von grauem Katzenfell.« Da that sie, und der Vater ging wieder zum Teufel, der verschaffte ihm auch das Kleid von grauem Katzenfell. Die Tochter aber ging wieder zum Beichtvater, und klagte ihm, daß ihr Vater dennoch[263] seinen Willen nicht aufgebe. »Verlange, daß er dir zwei Maße1 voll Perlen und Edelsteine bringe,« rieth ihr der Beichtvater. Als sie ihren Vater nun um die zwei Maße voll Perlen und Edelsteine bat, ließ er sie sich vom Teufel geben, und brachte sie ihr auch. Nun wußte sie sich nicht mehr zu helfen, und so beschloß sie, zu entfliehen; machte ein Bündelchen aus ihren drei Kleidern und den Perlen und Edelsteinen, und wartete dann, daß es Morgen würde. Als es dämmerte, stand sie auf, füllte einen Becken mit Wasser, und setzte zwei Tauben hinein. Plötzlich klopfte ihr Vater an die Thüre, und frug sie, ob sie bald fertig sei. »Ich wasche mich eben, lieber Vater,« antwortete sie, schlüpfte in das Kleid vom grauem Katzenfell, nahm das Bündelchen mit sich, und lief durch eine Hinterthür ins Freie, und weil es noch halb dunkel war, sah sie niemand. Unterdessen wartete der Vater zu Hause auf sie; wenn er sich aber der Thüre näherte, und das Plätschern der Tauben im Becken hörte, dachte er, sie sei noch am Waschen. Endlich riß ihm die Geduld; er ließ das Zimmer aufbrechen, aber es war niemand darin. Da wurde er sehr zornig, aber sein Zorn half ihm nichts. – Lassen wir nun den Vater, und sehen wir, was aus der armen Tochter geworden ist.

Weinend zog sie fort, bis sie in einen dichten Wald kam. In dem Walde aber jagte an demselben Tage der junge König, und als er das fremdartige Wesen im grauen Pelzmantel sah, meinte er, es wäre ein Thier und wollte es schießen; da rief das arme Mädchen: »Schießt mich nicht.« Nun war er noch mehr erstaunt über ein Thier, das sprechen konnte, und rief ihr zu: »Ich beschwöre dich bei dem Namen Gottes, daß du mir sagest, wer du bist.« »Beschwöret mich nicht,« antwortete sie, »denn ich bin eine getaufte Seele.« »Wie heißest du denn?« frug der König. »Ich heiße Betta Pilusa«2. »Willst du mit mir auf mein Schloß kommen?« sprach der König. »Ja,« antwortete sie, »laßt mich eure Magd sein.« Da nahm sie der König auf sein Schloß, und frug sie: »Wo willst[264] du wohnen?« »Im Hühnerstall,« antwortete sie. Nun wohnte sie im Hühnerstall, und versorgte die Hühner, und der König kam jeden Tag zu ihr, brachte ihr leckere Bissen, und unterhielt sich mit ihr.

Eines Tages kam er nun auch, und sprach: »Weißt du, Betta Pilusa, in einiger Zeit ist meine Hochzeit, und da sollen jetzt drei Tage Festlichkeiten sein. Heute ist Ball, willst du auch kommen?« »Wie könnte ich in euren Ballsaal kommen,« brummte Betta Pilusa, »laßt mich doch in Ruhe.«

Als es nun Abend geworden war, warf sie das graue Katzenfell ab, und wünschte sich eine Kammerfrau; denn wer die drei Kleider besaß, konnte sich wünschen, was er wollte, und es geschah. Alsbald war auch eine Kammerfrau da, die wusch und kämmte sie, legte ihr das Kleid an, auf dem Sonne, Mond und alle Sterne zu sehen waren, und schmückte sie mit dem Schmuck ihrer Mutter. Nun wünschte sich Betta Pilusa auch noch einen Wagen mit schönen Pferden und mit Lakaien in Livree, und fuhr dann auf den Ball. Als sie im Saal erschien, war sie so wunderbar schön, daß Alles sie anstaunte, und der König ließ seine Braut stehen, tanzte den ganzen Abend nur mit ihr, und schenkte ihr eine goldne Nadel. Als aber der Tanz zu Ende war, entsprang sie ihm, und setzte sich in ihren Wagen. »Springt dieser Dame nach,« rief der König seinen Dienern zu, »und seht, wohin sie fährt.« Sie warf aber so viel Perlen und Edelsteine aus dem Wagen, daß die Diener davon geblendet wurden, und nicht sahen, wohin sie fuhr. Das Mädchen aber sprang in den Hühnerstall, und zog eiligst ihren grauen Pelzmantel an. Als nun der Ball aus war, kam der König wieder zu ihr, und sprach: »Ach, Betta Pilusa, wenn du wüßtest, was für eine schöne Dame auf dem Ball erschienen ist! Und niemand weiß, wo sie her ist.« »Was gehen mich eure schönen Damen an,« brummte Betta Pilusa, »aus dem besten Schlaf habt ihr mich geweckt.«

Am andern Tag kam der König wieder, und sprach: »Betta Pilusa, heute ist der zweite Ball; willst du kommen?« »Wollt ihr mich denn zum Besten haben?« sagte sie, »laßt mich doch in Ruhe.« Am Abend[265] aber kleidete sie sich noch viel schöner als das erstemal, und trug das Kleid, auf welchem alle Thiere und Pflanzen des Meeres zu sehen waren, auch schönen Schmuck legte sie an, und als sie in den Ballsaal trat, staunten alle Leute über ihre wunderbare Schönheit, und der König tanzte nur mit ihr, und schenkte ihr eine goldne Uhr. Die Braut aber wollte vergehen vor Zorn und Eifersucht. Der König hatte schon im Voraus seinen Dienern befohlen, recht aufzupassen, wohin die schöne Dame fahre, aber als sie entsprang, warf sie ihnen wieder so viele Kostbarkeiten in die Augen, daß sie geblendet wurden. Der König war sehr zornig, aber es half nichts, das Mädchen saß schon wieder im Hühnerstall in seinem grauen Katzenfell. Nun kam der König wieder zu ihr, um ihr zu erzählen von der schönen Dame; sie aber brummte ihn nur an.

Am nächsten Morgen kam er auch, und sagte ihr: »Betta Pilusa, heute ist wieder Ball, und heute muß ich erfahren, wer die Unbekannte ist.« Also ließ er seine Diener rufen, und sprach: »Wenn ihr heute nicht herauskriegt, wer die Dame ist, so kostet es euch euren Kopf!« Am Abend legte Betta Pilusa das Kleid an, auf dem alle Thiere und Blumen der Erde zu sehen waren, nahm ihren schönsten Schmuck, und als sie auf den Ball kam, war sie noch viel schöner, als an den vorhergehenden Abenden. Die Braut war in Verzweiflung, denn der König tanzte nur mit der Fremden, und schenkte ihr einen kostbaren Ring. Als sie aber entsprang, konnten ihr die Diener doch nicht nach, denn sie blendete sie ebenso wie die erstenmale, und entfloh in ihren Hühnerstall. Diesmal legte sie das schöne Kleid jedoch nicht ab, sondern zog den grauen Mantel schnell darüber. Da der König nun hörte, daß sie wieder spurlos verschwunden sei, ward er sehr zornig; die Diener aber fielen auf die Knie, und sagten, sie könnten ja nichts dafür, die schöne Dame habe ihre Augen geblendet. Da ging der König ganz traurig zur Betta Pilusa, und sprach: »Ach, Betta Pilusa, ich bin ganz krank, denn die schöne Dame ist wieder spurlos verschwunden.« Sie aber brummte ihn an: »Was kümmert mich eure schöne Dame? Laßt mich in Ruhe.« Der König wurde nun ganz schwermüthig, und dachte immer an das schöne Mädchen.[266]

Am nächsten Morgen, als der Koch das Brod knetete, das auf die Tafel des Königs kommen sollte, kam Betta Pilusa in die Küche, und bat: »Gebt mir auch ein wenig Teig, ich will ein Brödchen für mich backen.« »Geh weg,« antwortete der Koch, »was willst du mit deinen schmutzigen Händen Brod backen; das würde schön werden!« Sie aber bat ihn immer und immer wieder, daß er ihr endlich ein Stückchen Teig gab, nur um sie los zu werden. Da fing sie an, mit ihren schmutzigen Händen das Brod zu kneten, in die Mitte aber verbarg sie die goldne Nadel, die der König ihr auf dem Ball geschenkt hatte. »So,« sagte sie, »jetzt müßt ihr mir aber auch das Brödchen in den Ofen schieben.« Das that der Koch, und siehe da, als er nach einer Weile den Ofen wieder öffnete, war all das Brod verbrannt, das kleine schmutzige Brödchen aber, das Betta Pilusa gehörte, war zu einem wunderschönen weißen Brodlaib geworden. Da rief der Koch die Betta Pilusa, und sprach: »Ach, Betta Pilusa, gib mir dein Brod, daß ich es dem König bringe.« »Nein, nein,« antwortete sie, »mein Brödchen muß ich selber essen; was geht mich das an, ob euer Brod verbrannt ist.« Da bat sie der Koch: »Ach, Betta Pilusa, ich komme um meinen Dienst, wenn du mir dein Brod nicht gibst; thu es doch.« Da ließ sie sich erbitten, und gab ihm das Brod, und der Koch schickte es dem König zur Tafel. Als der König es sah, sprach er: »Heute ist das Brod einmal ganz schön gerathen,« und schnitt es an. Da fiel die goldne Nadel heraus, und er erkannte sie sogleich. Da ließ er seinen Koch rufen, und sprach: »Wer hat dieses wunderschöne Brod gebacken?« Der Koch wollte nicht die Wahrheit gestehen, und antwortete: »Königliche Majestät, ich habe es gebacken.« Der König dachte wohl, das sei nicht möglich, er schwieg aber still, und verwahrte nur die goldne Nadel.

Den nächsten Morgen kam Betta Pilusa wieder in die Küche, während der Koch das Brod knetete, und sprach: »Gestern habt ihr mir mein Brödchen weggenommen, darum müßt ihr mir heute wieder ein Stückchen Teig geben; aber das sage ich euch, heute will ich es selbst essen.« Da gab ihr der Koch ein Stückchen Teig, und sie machte ein[267] Brod daraus, und versteckte in der Mitte die goldne Uhr. Als es aber Zeit war, das Brod aus dem Ofen zu holen, war wieder alles Brod verbrannt, und nur aus dem schmutzigen Brödchen war ein schöner weißer Laib geworden. Da bat der Koch wieder die Betta Pilusa, sie möge ihm doch das Brödchen geben, sie aber ließ sich erst lange bitten; endlich gab sie es ihm. Als nun der König in dem Brod die goldne Uhr fand, ließ er seinen Koch rufen, und frug ihn, wer das Brod gebacken habe. Der Koch aber antwortete, er habe es gemacht.

Den dritten Tag machte Betta Pilusa wieder ein Brödchen, und legte den Ring hinein. Es ging aber eben so wie die andern Tage; das Brod des Königs verbrannte, und nur das eine Brod mit dem Ring wurde weiß und locker. Da bat der Koch die Betta Pilusa, sie solle es ihm doch abgeben; sie aber wollte lange nicht, und gab es ihm endlich brummend. Der König war ganz ungeduldig, denn er dachte: »Heute muß der Ring im Brod sein,« und richtig, als er das Brod zerschnitt, fand er den Ring. Da ließ er den Koch rufen, und sprach: »Wenn du mir nicht die Wahrheit gestehst, wer das Brod gebacken hat, so jage ich dich aus meinem Dienst.« Da erschrak der Koch, und erzählte Alles, wie es gekommen war. »Schicke mir die Betta Pilusa herauf,« sprach der König.

Als sie nun kam, schloß er alle Thüren zu, und sprach: »Seit drei Tagen finde ich in dem Brod, das du gebacken, die goldne Nadel, die Uhr und den Ring, den ich der schönen Dame auf dem Ball gegeben habe. Du bist keine Hühnermagd, wie du uns glauben machen willst; sage mir also, wer du bist.« Sie aber antwortete: »Ich bin nur die Betta Pilusa, und weiß nichts von dem, was ihr mir sagt.« Da drohte ihr der König: »Wenn du mir nicht gleich sagst, wer du bist, so lasse ich dir den Kopf abhauen.« Da warf sie das graue Katzenfell3 ab, daß sie[268] zum Vorschein kam, so jung und schön, wie sie war, in ihrem schönen glänzenden Kleide. Als der König sie sah, erkannte er sie gleich, schloß sie in seine Arme, und sprach: »Du sollst meine Gemahlin sein.« Da rief er seine Mutter herzu, die war ganz vergnüngt, ihren Sohn wieder gesund und munter zu sehen, und es wurde ein schönes Hochzeitsfest gefeiert, die andere Braut aber mußte wieder nach Hause gehen. Und der König und die junge Königin lebten glücklich und zufrieden, wir aber haben das Nachsehen.

1

Mondelli.

2

Die haarige Bertha.

3

Nach einer andern Version läßt sich die Betta Pilusa statt eines Kleides aus Katzenfell ein hölzernes Gehäuse machen, mit beweglichen Gliedern. In dieses steckt sie sich zu ihrer Flucht; durch ihren langen Aufenthalt im Wald wird es ganz mit Moos bewachsen; am Hofe des Königs gilt sie für ein seltsames, sprechendes wildes Thier.

Quelle:
Gonzenbach, Laura: Sicilianische Märchen. Leipzig: Engelmann 1870, S. CCLXI261-CCLXIX269.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Diderot, Denis

Die Nonne. Sittenroman aus dem 18. Jahrhundert

Die Nonne. Sittenroman aus dem 18. Jahrhundert

Im Jahre 1758 kämpft die Nonne Marguerite Delamarre in einem aufsehenerregenden Prozeß um die Aufhebung ihres Gelübdes. Diderot und sein Freund Friedrich Melchior Grimm sind von dem Vorgang fasziniert und fingieren einen Brief der vermeintlich geflohenen Nonne an ihren gemeinsamen Freund, den Marquis de Croismare, in dem sie ihn um Hilfe bittet. Aus dem makaberen Scherz entsteht 1760 Diderots Roman "La religieuse", den er zu Lebzeiten allerdings nicht veröffentlicht. Erst nach einer 1792 anonym erschienenen Übersetzung ins Deutsche erscheint 1796 der Text im französischen Original, zwölf Jahre nach Diderots Tod. Die zeitgenössische Rezeption war erwartungsgemäß turbulent. Noch in Meyers Konversations-Lexikon von 1906 wird der "Naturalismus" des Romans als "empörend" empfunden. Die Aufführung der weitgehend werkgetreuen Verfilmung von 1966 wurde zunächst verboten.

106 Seiten, 6.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.

442 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon