[210] 12. Von der Königstochter und dem König Chicchereddu.

Mit dem Eingang des M. vgl. den der Rahmenerzählung des Pentamerone (Prinzessin Zoza, die nicht lacht; Oelspringbrunnen; Verwünschung der ausgelachten Alten, daß die Prinzessin keinen Mann bekommen soll, wenn nicht den Fürsten von Rundfeld). Der Oelbrunnen – jedoch nicht aus gleichem Grunde errichtet – und eine Verwünschung einer beim Oelbrunnen beleidigten Alten kommen auch in Nr. 13 und 14 vor. S. die Anmerk. dazu. Die Abenteuer der Königstochter als Krankenwärterin der drei Prinzen erinnern an das toscanische M. in E. Teza's Schrift »La tradizione dei Sette savj nelle novelline magiare« S. 52 ff., im Auszug von mir im Jahrb. f. rom. u. engl. Lit. VIII, 261 mitgetheilt. In Bezug auf Chicchereddu's Versuche, das Geschlecht der verkleideten Königstochter zu erkennen, vgl. Nr. 17 und die Anm. dazu.

Die Hemmung der Entbindung der Königstochter durch die zauberkundige alte Königin und die dagegen angewandte List kehren in Nr. 15 und 54 wieder. Es ist ein alter griechischer Aberglaube, daß die Entbindung durch Falten der Hände aufgehalten werden kann. Plinius N.H. XXVIII, 6, 17 sagt: Adsidere gravidis, vel cum remedia alicui adhibeantur, digitis pectinatim inter se implexis, veneficium est, idque compertum tradunt Alcmena Herculem pariente; pejus, si circa unum ambove genua; item poplites alternis genibus imponi. Als Alkmene den Herakles zu gebären in Begriff war und die Mören und Eileithyia mit gefalteten Händen die Geburt hinderten, eilte Galinthias[210] (Antonin. Liber. 29, Ovid. Met. IX, 306 ff.) mit der erdichteten Nachricht zu ihnen, Alkmene habe einen Knaben geboren. Erstaunt öffneten die Göttinnen die Hände, und sogleich gebar Alkmene den Herakles. S. Böttiger Ilithyia oder die Hexe, Weimar 1799, S. 33 ff. = Kleine Schriften I, 80 ff., Welcker, Kleine Schriften III, 191 f., F.L.W. Schwartz, Sonne, Mond und Sterne S. 252 ff.

Daß sich die Hexe tödtet, indem sie mit dem Kopf gegen die Wand rennt, kömmt auch in Nr. 15 und Pentam. V, 4 vor.

Quelle:
Gonzenbach, Laura: Sicilianische Märchen. Leipzig: Engelmann 1870, S. 210-211.
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