[219] 23. Die Geschichte vom Ohimè.

Vgl. Ausland 1856, S. 473 (rumänisches M.), Hahn Nr. 19 und 73, Zingerle II, 252. In allen diesen M. finden sich die Menschenknochen u. dergl., welche den drei Schwestern zum Essen gegeben werden. Nur im tiroler M. können die Todtenbeine nicht reden, sondern es tritt hier ein Pudel auf, welcher die versteckten Knochen zu finden weiß. Der Seele der Mutter, welche im sicil. M. der jüngsten Tochter guten Rath gibt, entsprechen im rumänischen M. dankbare Tauben. In den griechischen M. handelt die Jüngste aus eigner Klugheit, wie in dem verwandten sicil. M. Nr. 22, doch wird in Nr. 19 das Täubchen wol auch ursprünglich Rath ertheilt haben. Im tiroler M. hilft der Pudel mit Rath und That.

Das eine griechische M. (Nr. 73), welches zum großen Theil in einen andern Märchenkreis gehört (s.m. Anm. zu Nr. 15), ist im Eingang dem M. vom Ohimè besonders ähnlich. Wie Ohimè dem Großvater der drei Schwestern, der vor Müdigkeit »Ohimè!« seufzt, erscheint, so erscheint im griechischen M. der ermüdeten, »Ach!« stöhnenden Mutter der drei Schwestern ein Mohr. Auch in Nr. 110 bei Hahn kömmt ein Mohr vor, der Ach heißt und auf diesen Ruf erscheint, und in Nr. 15 der sicil M. muß der König Stieglitz erscheinen, wenn sich jemand auf einen gewissen Stein setzt und »Ach weh mir!« ruft.

Nah verwandt mit den verglichenen M. sind die von mir im Jahrb. für roman. u. engl. Lit. VII, 151 ff. zusammengestellten M. von den drei Schwestern, denen noch Schneller Nr. 32 hinzuzufügen ist.1 In diesen M. spielt das Oeffnen einer verbotenen Thür eine wichtige Rolle, welches in dem rumänischen und in unserm sicil. M. – jedoch hier besonders mit ganz verschiedenen Folgen – vorkömmt.

Die Art, wie sich Ohimè an Maruzza zu rächen sucht, ist ganz ähnlich dem Versuch des Räuberhauptmanns in Nr. 10. S. auch die Anm. dazu.

1

Vgl. auch die Variante zu Hahn Nr. 68, wo es aber drei Brüder sind.

Quelle:
Gonzenbach, Laura: Sicilianische Märchen. Leipzig: Engelmann 1870, S. 219.
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