XL. Stalo beim Biberfang.

[168] (Aus dem schwedischen Lappmarken.)


Stalo hatte ein Garn aufgestellt, um Biber zu fangen, und in einiger Entfernung ein Feuer angezündet, worauf er sich bei demselben auskleidete und zur Ruhe legte. Um aber zu wissen, wann ein Biber ins Garn käme, und ihn packen zu können, ehe er sich wieder losmachte, hatte er eine Schnur an das Garn gebunden und an das andere Ende, welches bei ihm an dem Feuer lag, eine Schelle befestigt, die ihn davon in Kenntniß setzen und nöthigenfalls aus dem Schlafe aufwecken sollte.

Ein Lappe hatte aber diese Vorrichtung wahrgenommen, und als nun Alles in Ordnung war und Stalo sich niedergelegt, ging der Lappe hin und zog an der Schnur. Stalo eilte nackt nach dem Garn, fand jedoch nichts. Inzwischen war der Lappe nach dem Feuer gelaufen und hatte alle Kleider Stalo's hineingeworfen, daher dieser bei seiner Zurückkunft dieselben verbrannt fand und sich darüber ärgerte, daß er vor lauter Eile die Kleider ins Feuer geschoben. Er setzte sich indeß nieder und wärmte sich so lange, bis die Schelle von Neuem erklang, worauf er wieder zum Garn lief, aber darin ebenso wenig einen Biber fand wie das erste Mal.[169]

Das Schlimmste war, daß, als er zurückkam, das Feuer nicht mehr brannte und er nun jämmerlich zu frieren begann, in welcher Noth er endlich zu dem Monde ging, der eben über den Horizont heraufkam und ihm zurief: »Sieh, Vater, wie dein Sohn friert!« wobei er die Hände emporstreckte; aber es half nichts, er erfror trotz alledem.

Quelle:
Poestion, J. C.: Lappländische Märchen, Volkssagen, Räthsel und Sprichwörter. Wien: Verlag von Carl Gerolds Sohn, 1886, S. 168-170.
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