3.

[193] Ein anderes Mal war ein großer Schwarm von Karelen nach Lappland gekommen und hatte sein Lager in einem Thale in Torneå Lappmarken aufgeschlagen. Dieselben hatten einen Anführer, der am ganzen Körper mit Kupfer bekleidet war. Dadurch war er so steif, daß er selbst keine Speise zu sich nehmen konnte, sondern sich von einem Diener das Essen in den Mund geben lassen mußte. Während einer solchen Mahlzeit nun schoß ein Lappe, Namens Issak (ein Sohn des Päiviä), der ein ausgezeichnet flinker Bogenschütze war und sich ganz nahe an das Lager der Karelen herangeschlichen hatte, mit einem Pfeile nach dem Anführer und traf zufällig den Gabelstiel,[193] als der Diener eben im Begriffe war, dem Anführer Speise in den Mund zu stopfen. Der Stoß des Pfeiles bewirkte, daß die Gabel dem Anführer in den Hals fuhr, so daß er sofort todt zu Boden stürzte. Die Karelen, welche den Pfeil nicht sahen, erschlugen zuerst den Diener, von dem sie glaubten, daß er an dem Tode des Anführers Schuld trage, und begannen schließlich über einander herzufallen. Hierbei fiel einer nach dem andern durch die Pfeile, welche der Lappe im Dunkel der Nacht auf sie abschoß.

Quelle:
Poestion, J. C.: Lappländische Märchen, Volkssagen, Räthsel und Sprichwörter. Wien: Verlag von Carl Gerolds Sohn, 1886, S. 193-194.
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