36.

[242] Dreimal hat schon der Hahn gekräht,

Dreimal die Mutter schon geweckt:

›Steht auf, steht auf doch, meine Söhne,

Zum Kriege müst ihr reiten.‹


Zünd an die Lichtlein, Mütterlein,

Wir waschen uns das Antlitz noch,

Und scheiden dann von Vater, Mutter

Und allen Anverwanten.


Warum machst du die Schreine auf

Und schneidest feines Linnen zu?

Du wirst mir keine Hemdlein senden:

Die Hemden trag ich nimmer.


Im Kriege unter Brüdern, da

Gibt uns der König die Montur,

Wir halten mit der Hand die Flinte,

Man wird uns kleiden, lehren.


Steht fest, ihr Preußen, zittert nimmer!

Besieget die Franzosen immer!

Das bringet unserm Lande Ruhm

Und Ehre unserm Königtum.1

1

In der litauischen Aufzeichnung wechselt das Metrum noch mehr, als ich es im deutschen wechseln ließ. Der Schluß ist ebenfalls gereimt und rührt ohne Zweifel aus einem der schönen, gereimten Liedchen, mit denen Schulmeister u. dgl. Leute die Nation beschenken um die alten ungereimten Dainas zu verdrängen.

Quelle:
Schleicher, August: Litauische Märchen, Sprichworte, Rätsel und Lieder. Weimar: Böhlau, 1857, S. 242.
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