[137] 317. Der umgehende Mörder.

Zu Wilz hatte ein Mann seinen Nachbarn totgeschlagen und den Leichnam im Stall versteckt, wo er drei Tage lang lag. Von seiner Frau gedrängt, die Leiche aus dem Hause zu schaffen, steckte er diese in einen Sack und begab sich abends in den Gemeindewald, genannt »das Geheulloch«, zwischen Wilz und Notum; dort warf er dem Toten einen Strick um den Hals und knüpfte ihn an den Ast eines Baumes, als habe der Getötete sich selbst erhängt.

Nach dem Tode des Mörders kam einst ein Wilzer nachts gegen zwei Uhr durch das Geheulloch; da sah er den Mörder daherkommen, welcher die Leiche des Ermordeten keuchend und seufzend auf seinem Rücken wegtrug. »Hättest du den H. nicht totgeschlagen und aufgehängt«, rief der Wilzer ihm nach, »so bräuchtest du ihn jetzt nicht mühsam wegzuschleppen!«

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 137.
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