III

Eine gefährliche Klemme[298] 5

Es war einmal ein Mann um die Weihnachtszeit auf der Reise und kam am heiligen Abend an ein Haus, wo er um ein Nachtlager bat. »Du lieber Himmel! sagten die Leute, die da wohnten, wir sind ja selbst in grosser Noth und müssen uns beim nächsten Nachbar einquartieren, denn in der Weihnachtsnacht kommt stets der Gottseibeiuns leibhaftig hier ins Haus.« – Das hätte keine Noth, meinte der Reisende; wenn man ihm nur gestatten wolle, da zu bleiben, wolle er mit dem Schwarzen schon fertig werden, und damit legte er sich zur Ruhe. Es dauerte aber nur kurze Zeit, so erbebten die Mauern und Stöpke kam angeflogen, und ohne Verzug fingen sie an mit einander Karten zu spielen. Dies trieben sie so lange, wie das Weihnachtslicht brannte, wobei der Reisende einen ganzen Haufen Geld gewann, denn er hatte auf die besten Karten Kreuze gemacht, so dass der Böse sie nicht in seine Gewalt bekommen konnte. Als aber das Licht ausgebrannt war, hatte das Spiel ein[298] Ende, da sie die Karten nicht mehr zu unterscheiden vermochten. »Jetzt müssen wir hinaus um Holz zu hauen, sagte der Mann, dann haben wir des Morgens etwas zu Licht und Feuer.« Ja, damit war der Teufel zufrieden, und der Mann wählte einen krummen Tannenblock voll Knorren, den sie auch herbeischleppten. »Nun müssen wir dran,« sagte er und hieb mit der Axt in den Klotz, worauf er einen Keil hineintrieb; jedoch der Block war, wie gesagt, krumm und knorrig; er klaffte wol, allein er wollte sich nicht spalten, obschon der Mann die Axt hin- und herdrehte. »Sie sagen, du bist stark, sprach endlich der Mann zum Teufel, aber du hast nicht mehr Kraft als meine Katze; wenn du wirklich stark bist, so spucke dir in die Fäuste und fahre damit in die Spalte, dann will ich einmal sehen, wozu du's bringst.« Ja, Stöpke that wie geheissen, fuhr mit seinen Krallen hinein und strengte sich an, so viel er konnte; aber in demselben Augenblick schlug der Mann den Keil heraus und Stöpke sass in der Klemme,6 worauf jener den Axthammer ihm gehörig auf dem Rücken umhertanzen liess. Stöpke flehte ihn an hoch und theuer, ihn doch loszulassen, allein der Mann wollte nicht eher[299] darauf eingehen, als bis der Schwarze versprach, dass er nimmermehr dorthin kommen und Unfrieden anstiften würde. Auch befand sich in der Heimath des Mannes nicht weit von seinem Hause eine Furt über einen reissenden und gefährlichen Strom, in welchem gar häufig Leute ertranken, und die auch ér oft passiren musste; über diese nun sollte der Teufel eine Brücke bauen, so dass man zu allen Zeiten des Jahres ohne Gefahr hinüberkommen könnte.

Das war allerdings hart, wie Stöpke meinte, denn er hatte dort stets eine oder die andere Seele geholt; allein es war nichts zu thun; wollte er los, so musste er das Geforderte versprechen, und nur dás bedang er sich aus, dass, wenn die Brücke fertig wäre, er die erste Seele bekäme, die darüber passirte; das sollte ein für allemal der Brückenzoll sein.

Eines Sonntags nun stand die Brücke fix und fertig da, und Stöpke lauerte auf derselben um den ausbedungenen Zoll zu erheben. Als jedoch der Mann von seinem Gehöft aus dies sah, sattelte er alsbald ein Pferd, und seine Frau vor sich auf den Sattel setzend, ritt er spornstreichs auf die Brücke, so dass diese laut erdröhnte. »Ei wie? rief der Teufel,[300] bist du es? wo ist der Brückenzoll? wo hast du die Seele?« Der Mann, nicht faul, hob seiner Frau die Röcke auf und wies ihm ihre Spalte. »Nein, rief Stöpke aus, in eine Klemme hast du mich hineinbekommen, vor der zweiten werde ich mich wohl zu hüten wissen.«7

Quelle:
[Asbjørnsen, P. C.:] Norwegische Märchen und Schwänke. In: Kryptádia 1 (1883), S. 293-332, S. 298-301.
Lizenz:
Kategorien: