Sage von dem Berge bei Grodzisko.

[127] Einst stand auf dem Berge bei Grodzisko (zwischen Angerburg und Goldapp) eine Feste, die ein stolzer Ritter mit seinem Sohne bewohnte, und Beide nährten sich vom Raube. Bei einem Ueberfalle vorüberziehender Kaufleute wurde der Sohn erschlagen. Als die Knechte nun die Leiche nach Hause brachten, fluchte der Alte allen Menschen und schwur, so viele zu morden, als er nur im Stande wäre; was er denn auch getreulich hielt. – Ein frommer Pilger, der des Weges gezogen kam und ebenfalls der Rache des Ritters geopfert werden sollte, verfluchte diesen in einen Hund, worauf das ganze Schloß versank, und an dessen Stelle ein Teich entstand. Man sah in der Geisterstunde einen großen Kasten umherschwimmen, auf welchem ein schwarzer Hund als Wächter lag. Dieser Teich wurde von Jedermann ängstlich gemieden, nur eines Tages zog eine Schaar munterer Jungen hinauf, um mit einem an einen Strick gebundenen Steine die Tiefe des Teiches zu erforschen. Jedoch kaum hatten sie das frevelhafte Unternehmen begonnen, als sich aus der Tiefe ein heiseres Brummen hören ließ, worauf die Jungen mit großen Sätzen eilig den Berg hinabliefen. Nach dieser Zeit ist der Spuk auf dem Teiche nicht mehr zu hören gewesen, und jetzt scheut man sich so wenig vor ihm, daß schon der Anfang gemacht ist, den Boden des ehemaligen Teiches in Getreideland zu verwandeln.11

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N.P. Pr.-Bl. 1847, Bd. 1, S. 479.

Quelle:
Toeppen, M.: Aberglauben aus Masuren, mit einem Anhange, enthaltend: Masurische Sagen und Mährchen. Danzig: Th. Bertling, 1867, S. 127.
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