Sage von den Goldbergen bei Neidenburg.

[133] Auf dem Goldberge sieht man eine Einsenkung welche sich höhlenartig bis in unermeßliche Tiefe fortsetzen soll.20 Alte Leute sagen, diese Gruben sollen früher Schwefelgruben gewesen sein.

Hirtenjungen haben in diese Gruben und Löcher aus Neugierde öfters Stricke und Stangen hinabgelassen; wenn sie dieselben wieder heraufzogen, ist das äußerste Ende immer abgerissen gewesen.

Andere sagen, sie hätten in solchem Falle öfters Goldstücke an ihren[133] Stangen oder Stricken angebunden herausgezogen. Dies veranlaßte sie, an einem Stricke eine Mütze hinabzusenken und auch diese zogen sie mit Goldstücken gefüllt wieder heraus. Nun faßte einer derselben Muth, sich an einem Stricke von seinen Gefährten hinabsenken zu lassen; es bekam ihm aber schlecht. Als seine Gefährten ihn wieder herauszogen, fanden sie zwar seine Mütze voller Goldstücke, ihn selbst aber ohne Kopf.21

20

Eine ganz ähnliche Vertiefung findet sich nach Pisanski »Merkwürdigkeiten« des Spirdingsee's auch auf dem Berge Terklo am Spirdingsee und nach Drigalski »Merkwürdigkeiten des Kuttenschen Kirchspiels« auch in dem Berge bei Groczisko.

21

Mündlich aus Kurken.

Quelle:
Toeppen, M.: Aberglauben aus Masuren, mit einem Anhange, enthaltend: Masurische Sagen und Mährchen. Danzig: Th. Bertling, 1867, S. 133-134.
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