Sage von den Irrbergen bei Neidenburg.

[134] Die Mainagóri (Laub auf dem Berge) oder Irrberge, nicht weit von den Goldbergen gelegen, sollen ihren deutschen Namen von folgender Begebenheit erhalten haben.

Die Kriegsnoth des Jahres 1807 trieb die Bewohner Wallendorfs und anderer benachbarter Dörfer in die Mainagóri. Es herrschte aber in der ganzen Gegend große Hungersnoth. Da fand ein Mädchen am Fuße der genannten Berge eine möhrenartige genießbare Wurzel und stillte ihren Hunger. Ihr Beispiel machte die Andern aufmerksam, alles suchte nach der Wurzel und jemehr die Leute darnach suchten, je mehr fanden sie davon. Wer von dieser Wurzel gegessen hatte, vergaß Noth und Sorgen, aber – er fand auch nicht den Ausweg aus den Bergen nach Hause. Die aus dem Walde kamen, sahen wohl ihre Wohnungen und ihr Feld, aber bei jedem Versuche, sie zu erreichen, gingen sie irre. So irrten sie in den Bergen Tage lang, bis sie endlich zuerst nach fremden Dörfern in der Nachbarschaft, dann von diesen auf weiten Umwegen nach Hause gelangten.22

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Mündlich aus Wallendorf.

Quelle:
Toeppen, M.: Aberglauben aus Masuren, mit einem Anhange, enthaltend: Masurische Sagen und Mährchen. Danzig: Th. Bertling, 1867, S. 134.
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