Das Dialen-Kind.

[128] Ein fünfjähriges Kind war, während seine Eltern d'roben in den Bergmatten Heu machten, den Erdbeeren nachgegangen, und war des Abends nicht mehr aufzufinden. Erst am andern Abende kam es in's Thal heim und erzählte den Seinigen wohlgemuth: »Ein Kind in wundersamen Kleidern setzte sich zu mir auf's Moos und gab mir gute Sachen zu essen; plötzlich war es aber weg. Ich wartete die ganze Nacht und den ganzen andern Tag, bis es wieder komme, und bekam weder Hunger noch Durst. Als es nun dunkel wurde, kam das Kind wieder, gab mir zu essen und zu trinken, nahm mich bei der Hand und führte mich durch den Wald, bis in die Matten, wo man die Kirche sieht, und verschwand.«

Quelle:
Jecklin, Dietrich: Volksthümliches aus Graubünden. 3 Teile, Zürich 1874, Chur 1876, Chur 1878 (Nachdruck Zürich: Olms, 1986), S. 128.
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