Hexen auf Obersaxen.

[143] Ein Bauer ging spät in der Nacht an dem zerfallenen Stalle, dessen Umgebung Sand genannt wird, und etwa eine halbe Stunde vom Meierhof entfernt liegt, vorbei.

Da hörte er ein Tönen, wie wenn man an metallene Gegenstände schlägt, und durch die Bäume gewahrte er einen lichtrothen Glanz; er sah feurige Blitze und geisterhafte Gestalten um den Stall herum sich bewegen. Einige dieser Gestalten hatten goldene Kugeln in den Händen, und mit Diesen spielten sie wie die Kinder. – Auch war Musik da, aber Alles so lärmend, daß dem Bauern ganz »wind und weh« dabei wurde.

Er faßte aber wieder Muth und trat näher, um die unbekannten Gestalten kennen zu lernen; aber eine Derselben kam auf ihn zu, und führte ihn vom Stalle weg, mit dem Bedeuten, daß er sich heimmachen solle.

Der Bauer konnte viele Nächte nicht mehr schlafen, immer und immer kamen die gräßlichen Gestalten ihm in den Sinn.

Quelle:
Jecklin, Dietrich: Volksthümliches aus Graubünden. 3 Teile, Zürich 1874, Chur 1876, Chur 1878 (Nachdruck Zürich: Olms, 1986), S. 143.
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