Das überlistete wilde Mannli.

[29] Einem Klosterser war sein neugebornes Kindlein verschwunden und statt dessen ein häßlicher Wechselbalg in die Wiege gelegt worden. In seiner Trostlosigkeit wandte er sich überall hin um Rath, und da hieß es, er solle zu einer gewissen Zeit den Wechselbalg auf den Herd legen und rings um diesen herum halbe Eierschalen aufstellen. – Er befolgte diesen Rath, und plötzlich fing der Wechselbalg an zu reden und rief:


»Jetz bin i sövel und sövel alt

Und han die Bôschga fünfmal gsäh'n als Wies und Wald

Aber noch nie sövel Guckhäfeli uf einem Herd.«


Zugleich sprang die Hausthüre auf, und ein Fängge stürzte mit dem rechten Kinde herein, legte es auf den Herd, um ebenso schnell mit dem Wechselbalge davon zu eilen.

Quelle:
Jecklin, Dietrich: Volksthümliches aus Graubünden. 3 Teile, Zürich 1874, Chur 1876, Chur 1878 (Nachdruck Zürich: Olms, 1986), S. 29.
Lizenz:
Kategorien: