3. Das Nachtvolk im Castieler-Tobel.

[33] Ein Mann von Castiel, der in Calfreisen sein Vieh stehen hatte, und täglich dort fütterte, ging, wie gewohnt, in den ersten Stunden des Tages Calfreisen zu.

Auf einmal vernahm er ein sonderbares Geräusche, und glaubte, es seien Weiber von Calfreisen, die so früh schon nach St. Peter wollten, um dort ihren Hanf zu »reiben.«

Aber das war das Nachtvolk.

Er drückte sich an die obere Seite des Weges, doch nicht genug, daß er durch das vorbeiziehende Nachtvolk unzählige Püffe bekam, und zuletzt umfiel. – Es wäre ihm noch gar übel gegangen, wenn nicht Einer aus dem Zuge schrittlings über ihn sich gestellt hätte, damit die Andern nicht weiter ihn belästigten.

Quelle:
Jecklin, Dietrich: Volksthümliches aus Graubünden. 3 Teile, Zürich 1874, Chur 1876, Chur 1878 (Nachdruck Zürich: Olms, 1986), S. 33.
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