312. Eine Bande Heiden,

[216] bestehend aus vier Mannen- und drei Weibervölkern, kam eines Abends in des Treschen Haus im Wyler zu Gurtnellen und bat um Nachtherberge, die ihnen nach alter Sitte gastfreundlich gewährt wurde. Als sie das Nachtessen bereiten wollten, bettelten sie noch ein wenig Anken für die Mehlsuppe, und die Hausfrau, meiner 85jährigen Erzählerin Grossmutter, holte ihnen im Keller einen Löffel voll gesottenen Anken, nicht ohne die Kellertüre gehörig abzuschliessen. Am folgenden Morgen waren die Zigeuner schon bei Zeiten verschwunden. Zum Mittag wollte die Frau Tresch ebenfalls Anken im Keller holen, fand die Türe ganz richtig verschlossen, aber im Schlüsselloch sah sie Anken! Das fiel ihr auf, gleitig öffnete sie, stürzte auf die zwei Ankenhäfen los und fand sie beide – trockenpfundleer! Das Heidengesindel hatte den ganzen Vorrat durch das Schlüsselloch herausgezaubert!


Frau Baumann-Dubacher.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 216.
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