513. Bestrafte Gotteslästerung.

[47] Ein Bauer war so von einer Viehseuche heimgesucht worden, dass ihm von seiner ganzen ansehnlichen Habe nur noch ein Kühlein übrig blieb. Zuversichtlich hoffte er nun, dass ihm wenigstens dieses teuere Stück noch erhalten bleibe. Aber auch die Kuh ging bald zugrunde. Als er sie zerlegte, wurde er vom Zorn übermannt, fing an, Gott zu lästern, nahm ein Fleischstück und hielt es vor das Kruzifix in der Herrgottsschroten, sagte: »Da friss wie ein Pudelhund!« Doch die gerechte Strafe Gottes traf ihn augenblicklich, vom Schlage – Gott b'hiëtis davor!1 – getroffen, fiel er plötzlich zu Boden. Seitdem muss er als ein schwarzer Pudelhund in alle Ewigkeit wandlen; ihm kann nicht geholfen werden, ihm winkt keine Erlösung.

Viele meinen, das sei jetzt der Glasscheibenhund.


Jos. Ant. Imhof, Attinghausen; Jos. Maria Gisler, Bürglen, u.a.


Fußnoten

1 Der Ausruf ist bei alten Leuten hauptsächlich im Brauch beim Nennen des Teufels, des Schlaganfalls, des Krebses und der Hexe.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 47.
Lizenz:
Kategorien: