1561. Der boshafte Götti.

[314] Auf Stalden in Gurtnellen lebte eine alte Schnupferin. Sie hatte einen kleinen Götti, und der musste ihr allemal den Schnupftabak holen. Da kam es dem Fötzelbub nach und nach in den Sinn, sie zu hintergehen. Er füllte die Dose mit jenem schwarzen Staub, der sich oft an der Rinde der Kirschbäume bildet und dem Schnupftabak an Farbe und Geruch sehr nahe kommt, und behielt das Geld für sich. Da starb sie bald, und nach ihrem Tode kam sie jeden Abend zu dem Bub in's Bett und legte sich auf ihn. Er sagte es endlich dem Pfarrer, und dieser fragte ihn, ob er nicht etwa noch einen Franken von der Gotta selig besitze. Er sagte, ja, er habe noch einen Franken, den sie ihm gehelset habe. So solle er eine heilige Messe für sie lesen lassen. Er folgte, und nachher kam sie nie mehr.


Jos. Gamma.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 314.
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