Die Dremotka.

[67] Wenn die Spinnerinnen »der Hermann bodźešo, stiess,« verkleidete sich eine, von den Weibern oder Mädels, gerade wie die čespołnica und kam still herein mit einer ćeslica, kniete vor der ersten Spinnerin nieder, stiess sie an und sagte: »Ćota! wy derićo na ćewodźańe ćić, naš kintrušk jo se katruśy zatopił. Muhme! Ihr sollt zum Begräbnisse kommen, unser Kintruschk hat sich im Krautwasser ertrunken«. Dann fragte die Drěmotka: »Budźoćo ćić, werdet Ihr kommen?« Sagte die gestochene (gestossene): »Ja«, so war es gut, sagte aber eine von den eingeladenen: »Nein«, so wurde sie so lange mit der ćeslica gestochen, bis sie sagte: »Ja«. Es wurde auch gesagt: »Naš Hansko (oder naš Lobko) jo se woženił, wy derićo na swaŕbu ćić. Unser Hänschen (Gottliebchen) hat sich verheirathet, Ihr sollt zur Hochzeit kommen«. S.

Es verkleidete sich ein Mädchen als Dremotka, ganz lumpig, hatte schlechte alte Lumpen [Kleider, Tücher] an und Lappen auf dem Kopfe und steckte sich einen [Spinn-]Wirtel ćeslin in den Mund, damit sie recht lächerlich sprechen190 konnte; ausserdem hatte sie das rećeno191 in der Hand. Dann kam sie in die Spinnte, ging zur ersten Spinnerin und sagte: »Naš Hansko[67] co se witŕe źenić, ty deriš na tu swaŕbu čić a ja budu njent tu kóšulku napŕesć. U. H. will sich morgen verheirathen und ich werde ihm jetzt das Hemdchen aufspinnen.«192 Dabei zog sie, dass es zum Lachen war, einen dicken Flusch aus dem Rocken, wickelte ihn auf das rećeno und that, als ob sie spann. Dann »schläferte« [schlief] sie ein und fiel auf die Erde. So ging sie durch die Spinnstube; dabei lachte alles sehr. Das hiess Drěmotka193 graś, die Dremotka spielen. [v.] S.

Wenn eine Frauensperson einnickt und einschläft, dann sagt man: »Ta Drěmotka ćižo, die Dremotka kommt«. Das sagt man immer nur bei Frauensleuten.

Früher glaubten die Leute, die Dremotka wäre ein unsichtbarer Geist, der auch auf [über] den Menschen käme und ihn quälte. S.

Drěmota194 ist eine Puppe, von Stroh ausgestopft, bloss mit Lumpen umwickelt, und wird in die Lichtenstube195 (zum Possen) hereingeworfen, dann laufen alle Mädchen fort. Gablenz, Jämlitz.

»Ten drěmak pŕižo, der Dremak [Schläferer] kommt.« Bohsdorf.

190

»Natürlich die geistliche D. [d.h. die Dremotka, die als Geist den Schlummer bewirkt, von der die Verkleidete nur ein Abbild ist] hat nichts gesprochen, denn das ist noch bei uns der Aberglaube, bei vielen sicherer Glaube, dass es eine Dremotka giebt wie bei Männern den Hermann«. S.

191

Vergl. Abschnitt XVIII. Fastnacht.

192

Abspinnen, den Flachs herunterspinnen dazu.

193

Richtig: Drěmotku.

194

Drěmać einschlafen; Scheltwort »ty zadrěmana, du Schläfrige, Schlafliese«. Schleife. – »Ty drěmana.« Burg.

195

Ćaza, Spinnstube.

Quelle:
Schulenburg, Willibald von: Wendisches Volksthum in Sage, Brauch und Sitte. Berlin: Nicolai, 1882, S. 67-68.
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