Das Gewitter.

[59] Mal war ein Bauersmann in Gablenz, der hatte viele Schulden und wusste nicht, wie er sich helfen sollte. So ging er eines Tages an den See zwischen Elend (Helend) und Gablenz (Jablońc) und wollte sich das Leben nehmen. Da kam, wie er am Ufer so nachsinnend stand, der Hodernyx und fragte: »Was stehst Du so traurig?« Da sagte der Mann: »Ich habe viele Schulden und kann sie nicht bezahlen«. Und der Hodernyks sprach: »Das ist nicht nöthig, dass Du Dir das Leben nimmst, vielleicht kann ich Dir aushelfen. Doch sollst Du unterschreiben, dass Du über Jahr und Tag zurückkehrst zu bestimmter Stunde und das Geld wiederbringst. Es kann aber sein, dass ich das Geld dann nicht gebrauchen werde, weil alle Jahre einer von uns vom Gewitter erschlagen wird. Denn die Hodernykse haben viel Sünde begangen gegen Gott. Kommt aber das Loos auf mich, so brauchst Du das Geld nicht zurückzuzahlen«. Und der Mann hatte Glück, kam zu Tag und Stunde wieder hin an den See, aber den Hodernyks traf er nicht mehr an. S.

Quelle:
Schulenburg, Willibald von: Wendisches Volksthum in Sage, Brauch und Sitte. Berlin: Nicolai, 1882, S. 59.
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