Der Leuchter.

[90] Am Wege zwischen Schleife und Gross-Düben war früher Hutung und die hatte den Namen na długach259. Da hütete ein Mädel, die Šimkowa aus Schleife, das Vieh. Und wie sie hütete, kam vor ihr aus der Erde eine Kaupe260 und ein grosser Kessel (kóćoł) und auf dem Kessel stand ein Leuchter. Den Leuchter ergriff sie, wollte ihn der Nachbarin zeigen und rief: »Madlena, glědaj, co ja mam, Magdalena, sieh, was ich habe«. Da sagte »Magdalena«: »Co ty carta maš, was zum Teufel hast Du?« Da ging der Kessel sofort in die Erde und versank. Aber den Leuchter hatte noch lange Jahre die Familie Schimko in Schleife und viele Leute haben ihn gesehen261. Andere sagen: Zigeuner hatten dem Mädchen auf die Hand gesehen und gesagt: »Das Kind wird glücklich und kriegt Geld für die ganze Familie«. Und noch ehe ein Jahr vergangen war, hütete das Kind Kühe auf Zagony262 mit einer Nachbarsfrau. Es setzte sich auf einen Rain (mjeza) und fing an mit der Hand zu buddeln. Da kam ein eiserner Leuchter zum Vorschein und danach ein Krug. S.

259

Auch zu Burg und Schmogrow Landstellen: na długi.

260

D.h. die Erde erhob sich.

261

Leider ist er jetzt vorloren gegangen.

262

Ein Fleck Acker, früher ein langes Beet.

Quelle:
Schulenburg, Willibald von: Wendisches Volksthum in Sage, Brauch und Sitte. Berlin: Nicolai, 1882, S. 90.
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