Der Schatzgräber.

[89] Es war im Jahre 1826 oder 1827, ich weiss es nicht mehr genau. Ich kam gerade vom Bauen zurück und ging nach Schleife. Da begegnete[89] mir ein Mann, Zeitler, der fuhr mit der Karre nach Nochten. Und ich erzählte, wovon die Leute damals viel sprachen, dass ein Förster und sein Gehülfe das Geld am Katzenberge haben sollten. Da sagte der Mann: »Ale moj mužiko, to ńejo wěrno, ja som ten samy muź, ja som tam rył. Aber mein lieber Mann, das ist nicht wahr, ich bin derselbe Mann, ich habe da gegraben. – Die Franzosen haben da die Kriegskasse vergraben und sind einmal wiedergekommen und haben sie gesucht, konnten sie aber nicht finden, daher ist die Sache bekannt geworden. Wie ich damals mit anderen um Mitternacht gegraben habe, kam vom Berge ein schwarzer Mann. Da traten wir schnell in ein Dickicht. Wie wir dann wieder hingingen, war der schwarze Mann weg. Wir haben dann gegraben und haben auch den Kasten gefunden. Aber wie wir ihn herausnehmen wollten, kam von oben her ein schwarzer Vogel und schlug auf das Geld. Da war der Schatz wieder weg.

Dann ersahen wir aus dem Zauberbuche, dass wir einen Bock schaffen müssten, der mit Bettelbrot aufgefüttert war und kein weisses Haar hatte. Solchen fanden wir endlich in Böhmen. Dann sollte eine schwangere nackende Frau dreimal den Kreis, worin der Schatz lag, auf demselben Bock umreiten. Eine solche Frau konnten wir aber nicht schaffen.« S.

Quelle:
Schulenburg, Willibald von: Wendisches Volksthum in Sage, Brauch und Sitte. Berlin: Nicolai, 1882, S. 89-90.
Lizenz:
Kategorien: