Der schwarze Mann.

[89] In Schleife, in einem Hause am Ende des Dorfes, war eine Frau in den Wochen; die sollte deshalb nicht nach zehn Uhr abends ausser dem Bette sein. Wie nun eines Abends ihr Mann in der Schenke war, kam nach zehn Uhr ein schwarz angezogener Mann in die Stube, sagte, sie sollte sich das Geld holen, es liege schon draussen in einem Sacke vor der Thüre. Aber sie war voller Angst und gab keine Antwort. Da ging der Mann wieder weg und sie erzählte nachher ihrem Manne, was geschehen war. Nach etlichen Tagen, als ihr Mann abermals nicht zu Hause war, kam der schwarze Mann wieder und sagte zur Frau, sie sollte sich das Geld holen. Und als sie wieder nicht wollte, brachte er selbst das Geld in die Stube; das glänzte durch den Sack, denn er war dünn. Und er forderte die Frau noch einmal auf, sie sollte aus dem Bette gehen und sich das Geld nehmen, aber furchtsam blieb sie im Bette. Dann ging der schwarze Mann weg und hat beim Fenster geweint, dass er nun müsste so lange warten, bis ein Mann geboren würde, für den das Geld bestimmt sei. S.

Quelle:
Schulenburg, Willibald von: Wendisches Volksthum in Sage, Brauch und Sitte. Berlin: Nicolai, 1882, S. 89.
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