Der Schlangenstein.

[48] Im Muskauer Thiergarten hatte eine Frau die Hängewiege137 zu stehen; darin lag ihr Kind. Wie sie mal nach dem Kinde sah, lag eine Schlange oben auf dem weissen rubišćo (Leinwandtuche), über dem Kinde und hatte »so« ein glänzendes Steinchen (demantowy kamušk) auf das rubišćo hingelegt. Da nahm die Frau das rubišćo und schüttelte die Schlange davon ab in das Schwarzbeerenkraut (jagodowe zele), bei der Eisgrube im Thiergarten. Das erzählte sie anderen Leuten, die suchten den anderen Tag nach, haben aber die Schlange und Krone nicht mehr gefunden. S.

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In der Muskauer Gegend, z.B. in Schleife, ist noch die Hängewiege im Gebrauch. Diese, humpale (humpać schaukeln) besteht entweder aus drei unten zugespitzten, oben verbundenen Stäben, oder aus vier solchen, welche zu je zwei oben an einer Querstange verbunden sind. An dem Holzgestell hängt muldenartig das (Gras-) Tuch, płachta, in dem das Kind liegt. Diese Wiegen werden auf das Feld mitgenommen. Vierstäbige findet man auch in den Dörfern bei Spremberg. Ebensolche [bombawa, bombawka, von bombaś hin- und herschaukeln] waren früher im Spreewalde gebräuchlich, doch lag in dem (Gras-) Tuche trokawa noch eine hölzerne Mulde und darin das Kind.

Quelle:
Schulenburg, Willibald von: Wendisches Volksthum in Sage, Brauch und Sitte. Berlin: Nicolai, 1882, S. 48.
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