Der Schneider bei der Hexe.

[77] Ein Schneider nähte bei einer Hexe und blieb über Nacht da, weil er früh am Morgen da sein musste. Um Mitternacht wurde er wach und sah die Wirthin ein Töpfchen vom Kamine langen. Und aus dem Topfe beschmierte sie sich den Bauch und den ganzen Leib. Dann kam ein schwarzer Ziegenbock aus dem Kamine heraus, auf den setzte sie sich und sagte: »Widźi, wadźi, nidźi njezawadźi«. Auf einmal war der Ziegenbock durch den Schornstein mit ihr weg, dass nur alles so »sauste«. Der Schneider sah alles mit an und machte es nach. Es kam ebenfalls ein schwarzer Ziegenbock und er kam mit dem auf ein grosses Schloss. Da waren »furchtbar« viele Speisen angerichtet, und Getränke, und alle Hexen waren da. Und sie gaben ihm einen Topf und sagten: er sollte mehr an den Topf wie an den lieben Gott glauben. Da sagte der Schneider: »Ja naseŕom na waš gjernyk a wěrim do boga. Ich scheisse auf Euren Topf und glaube an den lieben Gott«. Auf einmal war er auf Krajnko's Birnbaum und hatte nachher noch drei Tage nach Hause zu laufen. S.

Quelle:
Schulenburg, Willibald von: Wendisches Volksthum in Sage, Brauch und Sitte. Berlin: Nicolai, 1882, S. 77-78.
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