31. Warum ist St. Peter kahlköpfig?

[279] Als St. Peter mit unserm Herrn Christus herumzog, war einmal all ihr Mundvorrat im Ranzen aufgezehrt. St. Peter hungerte sehr. Er trat in ein Haus, wo der Schornstein rauchte, und geriet just in die Küche, wo eine flinke, junge Frau Palatschinten buk. Er schämte sich zu betteln, blieb also nur mitten in der Küche stehen; die junge Frau aber gab ihm fürwahr keine Palatschinte. Sie legte die erste gebackene Palatschinte auf einen Teller, dann ging sie nach irgend etwas aus der Küche. Kaum hatte sie sich umgedreht, da packte St. Peter die Palatschinte, steckte sie in seinen Hut und setzte den Hut auf den Kopf.

Als die junge Frau zurückkam, suchte sie überall die[279] Palatschinte, fand sie aber nirgends. Schliesslich nahm der Peter seinen Hut ab, denn er dachte (ganz richtig), dass sie drin versteckt sei; doch sie war nicht dort; denn, mein Gott, die Palatschinte war versunken, und an ihrer Statt war oben auf seinem Haupt eine grosse Glatze geblieben, wie die Palatschinte gross gewesen war.

Seitdem sagt man bei uns von den Kahlköpfen: »Schau, der hat auch eine Palatschinte gestohlen!«

Quelle:
Róna-Sklarek, Elisabet: Ungarische Volksmärchen. Neue Folge. Leipzig: Dieterich 1909, S. 279-280.
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