Gitto Bach.

[127] Ein schöner Knabe, Namens Gitto Bach (der kleine Gitto), pflegte oft auf dem Gebirge zu schweifen, um nach seines Vaters Schafen zu sehn. Wenn er zurückkam, hatte er immer Stücke von auffallend weißem Papier, in welches Buchstaben gepreßt waren, und die ganz genau aussahen, wie Kronenstücke. Er zeigte sie seinen Schwestern und Brüdern und sagte ihnen, er habe sie von den kleinen Kindern, mit denen er auf dem Gebirge immer spiele. Eines Tages kehrte[127] er nicht heim und zwei volle Jahre verlautete gar Nichts von ihm. Die andren Kinder giengen nun auch aufs Gebirge, brachten auch wohl einige von diesen weißen Kronenstücken mit nach Haus, aber von dem Verlorenen hörten sie Nichts. Endlich, eines Morgens, als die Mutter die Hausthüre öffnete, sah sie den kleinen Gitto draußen auf der Schwelle mit einem Bündel unter dem Arme sitzen. Er war grad so angezogen, sah auch ganz so aus, als wie sie ihn zuletzt gesehn hatte. Auf ihre Frage, wo er so lange gewesen sei, antwortete er, er sei ja erst gestern weggegangen, und bat sie dann, die schönen Kleider zu sehn, welche ihm die kleinen Kinder auf dem Gebirge dafür geschenkt hätten, daß er mit ihnen nach der Musik ihrer Harfe getanzt habe. Das Zeug in dem Bündel war von sehr weißem Papier ohne Saum oder Naht. Die verständige Mutter warf es sogleich ins Feuer.

Quelle:
Rodenberg, Julius: Ein Herbst in Wales. Land und Leute, Märchen und Lieder. Hannover: Rümpler, 1857, S. 127-128.
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