Adenet

[106] Adenet (spr. -nä, »der kleine Adam«), altfranz. Dichter des 13. Jahrh., mit dem Beinamen le Roi, was man als Kapellmeister (roi des ménestrels) deutet. Er war gebürtig aus Brabant und wurde vom Herzog Heinrich III. und dessen Sohn Jean beschützt, machte den letzten Kreuzzug im Gefolge des Grafen Gui de Dampierre mit und lebte dann in Paris am Hofe der Königin Maria, der Tochter seines ersten Beschützers. 1297 finden wir ihn wieder am Hofe des Grafen von Flandern. Wir haben von ihm vier größere Dichtungen; drei davon sind Neubearbeitungen alter Volksepen, nämlich »Ogier«, »Berte« (neubearb. von R. Périé, Par. 1900), »Buevon de Commarchis«; die vierte, ein Abenteuerroman, »Cleomades«. A. ist ein sehr glatter und formgewandter Dichter. Seine Werke sind herausgegeben von Scheler (Brüss. 1874, 3 Bde.), mit Ausnahme des »Cleomades«, den van Hasselt herausgab (das. 1865, 2 Bde.). Vgl. Bovy, A. le Roi et son œuvre (»Annales de la Société d'archéologie de Bruxelles«, Bd. 10–12,1898).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 106.
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