Bert [1]

[729] Bert (spr. bǟr), Paul, franz. Gelehrter und Politiker, geb. 17. Okt. 1833 in Auxerre, gest. 11. Dez. 1886 in Hanoi, erhielt 1866 eine Stelle als Professor der Naturwissenschaften in Bordeaux. Seit 1869 Professor der Physiologie an der Faculté des sciences in Paris, erhielt er 1875 für seine barometrischen Untersuchungen den großen Preis der Akademie von 20,000 Frank. Als eifriger Republikaner wurde er 15. Jan. 1871 zum Präfekten des Departements Nord ernannt, legte aber dieses Amt gleich nach der Abdankung Gambettas nieder. Seit 1874 Mitglied der Deputiertenkammer, schloß er sich dem Republikanischen Verein an und gehörte zu den eifrigsten Gegnern der katholischen Geistlichkeit und ihres Einflusses auf die Schule. Als ihm Gambetta in seinem Ministerium im November 1881 das Portefeuille des Unterrichts übertrug, erließ er sofort scharfe Verordnungen gegen den Klerus, trat aber mit Gambetta schon 26. Jan. 1882 zurück; bald darauf wurde er Mitglied der Akademie der Wissenschaften. Das von ihm beantragte Gesetz: in den öffentlichen Schulen solle der Unterricht ausschließlich von weltlichen Lehrkräften erteilt werden, wurde im Februar 1884 angenommen. Anfang 1886 zum Generalgouverneur von Französisch-Indochina ernannt, starb er sehr bald. Er schrieb: »Revue des travaux d'anatomie et de physiologie publiésen France pendant l'année 1864« (1866); »Notes d'anatomie et de physiologie comparées« (1867–70, 2 Bde.); »Recherches sur le mouvement de la sensitive: Mimosa pudica« (1867–70); »Leçons sur la physiologie comparée de la respiration« (1869); »La pression barométrique« (1877); »La morale des Jesuites« (1880) u. a. Vgl. Bérillon, L'œuvre scientifique de Paul B. (Par. 1887).[729]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 729-730.
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