Allantōis

[342] Allantōis (griech., Harnhaut, Harnsack), eine der Hüllen, die den Embryo der Reptilien, Vögel und Sänger umgeben. Sie entsteht als eine Ausstülpung des Darmes, wächst in Form einer gestielten Blase aus der Bauchhöhle des Embryos hervor und bis zur innern Oberfläche des Eies hin. Hier breitet sie sich mit ihrer an Blutgefäßen reichen Außenschicht aus und umhüllt den in das Amnion eingeschlossenen Embryo. Bei den Reptilien und Vögeln dient die A. der Sauerstoffzufuhr, ist also ein embryonales Atmungsorgan. Am Schluß der Embryonalperiode bildet sie sich ganz oder bis auf einen kleinen Rest zurück. Bei den Säugetieren dringt die A. in jeden zottenartigen Vorsprung der Eihülle ein und bildet mit ihr das Chorion. Dessen Zotten verwachsen z. T. mit einem Stück der Wandung der Gebärmutter zum Mutterkuchen; in diesem kommt ein Austausch von Stoffen des mütterlichen Blutes mit denen des embryonalen zu stande. Der Stiel der Allantoisblase, der sie mit dem Darm verbindet, der Harnstrang, geht, so weit er im Nabelstrang verläuft, bei der Geburt mit dem letztern verloren; in Verbindung mit der A. entsteht die Harnblase, und zwar ebenfalls als Darmdivertikel. In der Allantoishöhle, die bei den verschiedenen Säugetieren mehr oder weniger umfangreich, beim Menschen sehr klein ist, findet sich als Abscheidungsprodukt (Harn) des Embryos eine trübe Flüssigkeit.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 342.
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