Biel [2]

[832] Biel (franz. Bienne), Bezirkshauptstadt im schweizer. Kanton Bern, am Ausfluß des Bieler Sees und am Fuße des Jura, Knotenpunkt der Eisenbahnlinien nach Basel, Herzogenbuchsee, Bern und Neuveville, in fruchtbarer Gegend, 412 m ü. M. gelegen, mit Technikum, Progymnasium, Handelsschule für Mädchen, Gewerbeschule, Theater und (1900) 22,111 zu zwei Dritteln deutschen und prot. Einwohnern, deren Hauptbeschäftigung die Uhrenindustrie, daneben Fabrikation von Maschinen, Nägeln, Zement, Tonwaren, Papier u. Holzstoff bildet. B. ist der bedeutendste[832] Uferort des Bieler Sees (42,16 qkm), der die aus dem Neuenburger See kommende Zihl und durch den Hagneckkanal einen Teil der Aare aufnimmt; er ist mit dieser durch den Aarekanal, in den der frühere Abfluß, die durch den Nidau-Bürenkanal ersetzte alte Zihl, mündet, verbunden. Zum besondern Schmuck gereicht dem etwa 4 km breiten See die Petersinsel, auf der sich 1765 J. I. Rousseau aufhielt. Der Spiegel des Sees (s. Juragewässerkorrektion) liegt jetzt 432,1 m ü. M.; die Tiefe beträgt bis 75 m. Der Seestrand bildet einen der ergiebigsten Fundorte für Pfahlbaualtertümer; eine Sammlung derselben enthält das sehenswerte Museum Schwab. Eine Drahtseilbahn führt zu dem westlich der Stadt belegenen Luftkurort Magglingen, 900 m ü. M., mit großem Waldpark. – Der Ort, 1141 urkundlich erwähnt, war Eigentum der Bischöfe von Basel und wird 1230 als Stadt bezeichnet. Zum Schutz seiner Freiheiten schloß B. 1279 einen Bund mit Bern, der, wiederholt erneuert, selbst dann behauptet ward, als es deshalb 1367 vom Bischof Johann von Vienne niedergebrannt wurde. Außerdem stand es seit 1344 auch mit Freiburg und seit 1382 mit Solothurn in ewigen Bündnissen. Dank diesen Verbindungen galt B. seit dem 15. Jahrh. als ein zugewandter Ort der Eidgenossenschaft, die ihm im 17. Jahrh. Zutritt zur Tagsatzung gewährte, und war ein eigner Freistaat unter formeller Oberherrlichkeit des Bischofs. 1798 wurde B. französisch und 1815 dem Kanton Bern einverleibt. Vgl. Blösch, Geschichte der Stadt B. (Biel 1856, 3 Bde.); Erni, Über die älteste Geschichte der Stadt B. (das. 1897).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 832-833.
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