Basel [1]

[418] Basel, ein Kanton der nördlichen Schweiz, grenzt nördlich und nordöstlich an das Großherzogtum Baden, östlich an den Kanton Aargau, südlich an Solothurn, westlich an die Kantone Solothurn, Bern und an das Elsaß und hat ein Areal von 457,4 qkm (8,4 QM.) mit (1900) 181,546 Einw. deutscher Abstammung und vorwiegend protestantischer Konfession (52,762 Katholiken). Das Land gehört vorherrschend zum Jura, der im S. als Kettenjura (Kellenhölzli 1160 m), im übrigen Teil als von der Ergolz, Birs und Birsig durchschnittener Tafeljura entwickelt ist. Seit 1833 zerfällt B. in zwei selbständige Halbkantone: Baselstadt und Baselland.

Baselstadt (Bâle-Ville), 35,8 qkm, meist Hügel- und Terrassenland zu beiden Seiten des Rheius. Höchster Punkt St. Chrischona (s. d.), 520 m. Von den (1900) 112,885 Einw. sind 36,987 Katholiken und 1903 Israeliten. Es sprechen 107,205 deutsch, 2741 französisch, 2361 italienisch, 102 romanisch. Ausländer 43,139. Das produktive Land umfaßt (1888) 30,4 qkm. Daher beschäftigen sich (1888) nur 3050 Personen mit Urproduktion, dagegen 37,752 mit Industrie, 13,392 mit Handel. Vorherrschend ist (seit 1563) die Seidenbandweberei (jährliche Produktion ca. 40 Mill. Fr.) und Florettspinnerei. Bedeutend ist die Metallindustrie und neuerdings die chemische Großindustrie für Anilinfarben und pharmazeutische Präparate. Der Handel ist wesentlich Warenhandel (Transit), dem nicht weniger als 44 Geldinstitute dienen. Der Kanton bildet nach der Verfassung von 1890 nur einen Bezirk, in politischer Beziehung eine repräsentative Demokratie. Die Legislative ist der Große Rat (130 Mitglieder), die Exekutive eine siebengliederige Regierung mit Departementsverteilung; beide werden auf 3 Jahre gewählt. Oberste kantonale Gerichtsbehörde ist das Appellationsgericht (9 Mitglieder). Staatseinnahmen für 1899: 11,039,475, Ausgaben 12,680,978 Fr.; Staatsschulden ca. 13 Mill. Fr.

Baselland (Bâle-Campagne), 424,5 qkm groß, zählt (1900) 68,661 überwiegend deutsch sprechende Einwohner. Der Konfession nach gibt es 52,617 Protestanten, 15,775 Katholiken und 135 Israeliten. Von dec Gesamtbodenfläche sind (1890) 96,4 Proz. produktives Land; Waldfläche 145, Acker-, Garten-, Wiesen- und Weideland 259,8, Rebland 4,6 qkm. Getreide- und Holzproduktion reichen zum Bedarf nicht aus; man baut viel Gemüse und Kirschen. In den Juragebieten[418] wird die Viehzucht als Alpenwirtschaft betrieben. 1901 zählte man 2712 Pferde, 19,739 Stück Rindvieh, 600 Schafe, 4968 Ziegen u. 6513 Schweine. Das Hauptprodukt des Bergbaues ist das Salz (s. Schweizerhalle). Von Gewerben ist am bedeutendsten die Seidenindustrie, besonders Spinnerei und Bandfabrikation; außerdem wird Baumwollspinnerei, Fabrikation von Chemikalien, Tuch, Uhren, Papier betrieben. Nach der Verfassung vom 4. April 1892 bildet Baselland eine rein demokratische Republik, die durch die Birs in das größere, östliche »Baselbiet« (Bezirke Liestal, Sissach, Waldenburg) und das kleinere, westliche »Neubaselbiet« (Bezirk Arlesheim) geteilt wird. Die oberste Behörde ist der »Landrat«, der auf je 3 Jahre direkt durch das Volk gewählt wird, je 1 Mitglied auf 800 Seelen. Alle vom Landrat erlassenen Gesetze sowie allgemein verbindliche Beschlüsse und Verträge unterliegen, je im Frühling und Herbst, der Volksabstimmung (Referendum).

Wappen des Kantons Basel. a Baselstadt, b Baselland.
Wappen des Kantons Basel. a Baselstadt, b Baselland.

Der Landrat kann durch ein Initiativbegehren von 1500 Stimmfähigen abberufen werden. Der Regierungsrat, die oberste vollziehende Behörde, aus fünf Mitgliedern bestehend, wird frei vom Volk auf je 3 Jahre gewählt. Das Obergericht von sieben Mitgliedern, durch den Landrat auf je 3 Jahre ernannt, bildet die oberste richterliche Behörde. Nach der Staatsrechnung für 1899 betragen die Einnahmen 1,375,950 Fr., die Ausgaben 1,353,631 Fr. Zu Ende 1899 belief sich das Staatsvermögen auf 2,379,489 Fr. Daneben bestehen noch Spezialfonds. Baselland hat 74 politische Gemeinden, bildet den 26. Nationalrats-Wahlkreis mit drei Mandaten und gehört zum 2. eidgenössischen Assisenbezirk, in militärischer Hinsicht zum 5. Divisionskreis, in katholisch-kirchlicher Hinsicht zum Bistum B. Hauptort von Baselland ist Liestal. Das Wappen des Kantons B. (s. Abbildung) zeigt im silbernen, gespaltenen Schilde vorn einen schwarzen (Baselstadt), hinten einen roten, mit sieben Kugeln besetzten Bischofsstab (Baselland).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 418-419.
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