Brandan

[313] Brandan, eigentlich Brendanus, irischer Heiliger, den das Mittelalter zum Helden einer abenteuerlichen Reise gemacht hat, auf der B. auch die Hölle und das Paradies berührt haben soll. Die Legende ist heidnischen Ursprungs und wurde zuerst von dem Iren Maeldum erzählt. Man weiß nicht recht, weshalb sie dann auf den heil. B. übertragen wurde, der als Abt von Clonfert 16. Mai 578 gestorben ist. Der älteste Text, der die Sage an diesen anknüpft, ist ein lateinischer in Handschriften des 11. Jahrh., die sogen. »Navigatio Brendani« (hrsg. von Jubinal und von Schröder). Hierauf beruhen zahlreiche mittelalterliche Dichtungen, von denen die älteste die altfranzösische, der Königin Alice von England gegen 1121 gewidmete ist. Die deutschen Bearbeitungen der Legende nehmen eine ganz besondere Stellung ein, da sie in vielen Zügen von der »Navigatio Brendani« und deren Ausflüssen abweichen. Wie populär diese Erzählungen waren, ist auch daraus zu entnehmen, daß ältere Karten die Brendansinseln im Atlantischen Ozean verzeichnen, und daß von Spanien seit 1526 mehrere Expeditionen ausgesandt wurden, um diese Inseln aufzusuchen. Vgl. Schröder, Sankt B. (Erlang. 1871); Novati, La navigatio sancti Brendani in antico veneziano (Bergamo 1892); Wahlund, Brendaus Meerfahrt (Upsala 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 313.
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