Brunetto Latīni

[497] Brunetto Latīni, ital. Staatsmann, Gelehrter und Dichter, geb. zwischen 1210 und 1230 in Florenz, gest. 1294 oder 1295, war 1245 Notar, ward 1260 von der Guelfenpartei seiner Vaterstadt zu Alfons von Kastilien gesandt, nach ihrer Niederlage in demselben Jahr verbannt und wandte sich nun nach Frankreich, wo er sich literarischen Arbeiten widmete. Er verfaßte in französischer Sprache seinen »Trésor«, eine Enzyklopädie, die einen Überblick über das Gesamtwissen seiner Zeit gibt; veröffentlicht ward er von Chabaille (»Li livres dou trésor«, Par. 1863), während eine italienische Übersetzung bereits 1474 zu Treviso (neueste Ausg. von Gaiter, Bologna 1878–83, 4 Bde.) erschien. In italienischen Versen schrieb er den »Tesoretto« (neue Ausg. von Wiese in der »Zeitschrift für romanische Philologie«, Bd. 7), einen Auszug aus der großen Enzyklopädie in allegorisch er Einkleidung. B. übersetzte auch einige Schriften Ciceros und Sallusts in italienische Prosa. Nach der Wiederherstellung des Guelfenregiments (1267) zurückgekehrt, war B. 1270 Kanzler von Florenz und saß 1287 im Kollegium der Prioren. Während dieser Zeit übte er Einfluß auf den jungen Dante aus. Vgl. Sundby, B., Levnet og Skrifter (Kopenh. 1869); Mantesini, Due studi biografici su B. L. (in »Atti del Istituto Veneto«, 1886–87); Derselbe, B. L. notaio (Verona 1890).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 497.
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