Dipsăcus

[40] Dipsăcus Tourn. (Kardendistel), Gattung der Dipsakazeen, zwei- oder mehrjährige, borstig behaarte oder stachelige Kräuter mit gegenständigen, gesägten oder fiederspaltigen Blättern, gipfelständigen Blütenköpfchen, langen, steifen, borstigen Deckblättern und mit dem Kelchsaum gekrönten, einsamigen Achenen. Etwa 12 Arten wachsen in Europa, Nordafrika und Asien. D. Fullonum L. (Weberkarde, Walkerdistel, Kardätschendistel, Tuch- oder Rauhkarde), die Kulturform von D. ferox Lois aus Südwesteuropa, bis 1,8 m hoch, ist mit sitzenden, sägezähnigen Blättern, wagerecht abstehenden, an der Spitze hakenförmig gekrümmten Hüllblättchen und steifen, länglichen, begrannt-haarspitzigen Spreublättchen, die so lang wie die Blumenkrone und zurückgekrümmt sind, und lilafarbigen Blüten versehen und wird ihrer Blütenköpfe halber gebaut. Sie verlangt einen tonigen, bindenden, wasserhaltenden Boden und wird vorteilhaft auf Pflanzbeeten erzogen und im Sommer in Entfernungen von etwa 60 cm verpflanzt. Die Karde blüht im zweiten Jahr, und die Ernte beginnt gewöhnlich Ende Juli oder Anfang August vor dem völligen Aufblühen, dauert aber wegen der ungleichmäßigen Entwickelung der Blütenköpfe oft mehrere Wochen. Ein Hektar liefert durchschnittlich 240,000 Kardenköpfe. Diese dienen zum Aufkratzen und Appretieren wollener Gewebe. D. silvester Huds. (wilde Kardendistel) in Mitteleuropa, wird 1 m hoch, mit am Rande kahlen, gestielten Blättern und nicht hakig gekrümmten Spreublättchen. Die gegenüberstehenden Blätter bilden durch Verwachsung ihrer Ränder kleine Becken, in denen sich Regenwasser sammelt (Venuswaschbecken, daher auch der griechische Name »die Durstige«). Aus Drüsen der Blätter schießen von Zeit zu Zeit Protoplasmafäden bis in das Wasser hervor, um aus diesem, wie es scheint, Pflanzennahrungsstoffe aufzunehmen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 40.
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