Entzündungstemperatur

[848] Entzündungstemperatur, die Temperatur, bei der ein bei Gegenwart von Sauerstoff erhitzter Körper sich entzündet. In einer Mischung von Wasserstoff[848] und Sauerstoff findet auch bei gewöhnlicher Temperatur sicher eine gegenseitige Einwirkung und Wärmeentwickelung statt. Diese Einwirkung verläuft aber mit der allergrößten Langsamkeit, und die Temperaturerhöhung des Knallgases bleibt unmeßbar klein. Bei einer Temperatur von 530–600° aber ist die Reaktionsgeschwindigkeit hinreichend groß, um lebhafte Wärmeentwickelung herbeizuführen, die Vereinigung der beiden Gase wird außerordentlich beschleunigt, es erfolgt Entflammung, Explosion. Es ist aber nicht notwendig, das ganze Volumen des Gases auf eine bestimmte Temperatur zu erhitzen. Erzeugt ein durchschlagender elektrischer Funke eine lokale Erwärmung, so verläuft hier der chemische Prozeß in beschränktem Umfang, die dabei entwickelte Wärme reicht aber hin, die nächstliegenden Teilchen hinreichend zu erhitzen, um die Verbrennung zu erzeugen, und so setzt sich die Verbrennung durch das gange Gemisch fort. Die E. ist abhängig von der Reaktionswärme, der thermischen Leitfähigkeit und dem Diffusionsvermögen der Gase, von der Temperatur der Umgebung, dem Druck, unter dem die Gase stehen, etc. Bei der Entzündung fester Körper liegen die Verhältnisse oft noch viel komplizierter.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 848-849.
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